III. Schulstelle

 

Das Einkommen der Schulstelle bilden

A. Das Schulgeld für sämtlichen Schulkinder.

Es beträgt wöchentlich

a. für einen Leseschüler = 8 Mark
b. für einen Lese.- und Rechenschüler = 12 Mark

im Inventar nach jetziger Schülerzahl ziemlich niedrig - veranschlagt zu jährlich = 414 Mark.

B. Der Schulgarten, auf dem die Schule steht, die Größe desselben beträgt einschließlich einer Trift 1 Morgen 120# Ruten = 52,42 Ar. Der Garten grenzt im Osten an Heye Aden und Miterbau im Süden und Westen an Hinrich Aries Land und im Norden an die Berum - Großheider Landstraße.

Eine über den Garten nach denn hinter demselben liegenden Grundstück und einen hinter diesem liegenden Acker führende Trifft ist im Jahre 1885 an die Westseite des Gartens und durch einen Wall vom einentlichen Schulgarten getrennt. Die somit zum Schulgrundstück gehörende, an der Westseite des Walls liegende Trift ist 8 Fuß = 2,33 m Zaun breit. Besteht weitere Einfriedigung des Gartens hat der geistige Lehrer vor der Schule an der Landstraße ein Starkett und eine Dornhecke angepflanzt. Der Nutzungswert des langständigen Schulgartens ist veranschlagt auf jährlich = 18 Mark.

C. Eine Parzelle der früheren Kleinheider Gemeinheit. Die Größe - etwa 1 ha - und Begrenzung sind im Inventar nicht angegeben. Dieses Grundstück ist sehr abgelegen und nicht kultiviert. Eine Kultur ist zwar früher ersucht worden, zu welchen Zweck einige Jahre jährlich 90 Mark , und zwar 45 Mark aus Staatsmitteln und 45 Mark aus der Schulkasse verwendet wurden; da jedoch, als die Kulturgelder nicht mehr gezahlt wurden, dem Ertrag die Unkosten nicht dekten, so unterblieb allmählich die Bearbeitung ganz. Bei meinen Dienstantritt hinselbst war es verachtet.

Später hin fand sich kein Pächter mehr. Den kleinen höher gelegenen Teil dieses Grundstück habe ich seit einigen Jahren der Kultur unterzogen, doch dekt der Ertrag nicht die Unkosten. Eine Nutzungsart hat das Grundstück somit zur Zeit nicht.

D. Eine praestation aus der Hager Kirchenkasse von jährlich = 22 Mark. 22 Mark, zahlbar um Martini.

Über der Verfügung den Ursprung dieser praestation habe ich nichts Bestimmtes erfahren. Wohl berichtet der Volksmund hinselbst, in früherer Zeit sei der Lehrer in Wichte zugleich in besonderen Sinne ein Diener der Hager Kirchengemeinde gewesen, namentlich habe er bei dem Gelagen gelegentlich der Abnahmen von Rechnungen den Posten eines Kellners versehen.

Dafür wird ihm eine Gratifikation worden sein. Vielleicht ist diese dann in Form der gedachten praestation eine ständige Einnahme hiesiger Schulstelle geworden, obwohl die Leistungen dafür längst aufgehört haben.

E. Seit 1.Januar 1873 ein Zuschuß aus Staatsmitteln von jährlich 150 Mark und ein solcher in gleicher Höhe, nämlich 150 Mark, vom selben Zeitpunkt an aus der Schulkasse, macht in Summa = 300 Mark.

Besuch - Erhöhung des Stelleneinkommens auf 800 Mark. Neubau freier Wohnung ist aus Staatsmitteln vom 1. Januar 1876 ein weiterer Zuschuß von jährlich 50 Mark bewilligt, außerdem eine Vergütung fuer Brennmaterial des Lehrers von jährlich 45 Mark. Die Staatszuschüsse sind bis zum 31. März 1892 bewilligt.

F. Die Dienstwohnung. Dieselbe ist mit der Schule zu einem Gebäude verbunden, welches im Jahre 1858 errichtet wurde. Nach Angabe des Inventars das die Dienstwohnung folgenden Einrichtung und Verhältnisse.

Die Länge derselben in Verbindung mit der Scheune beträgt 52` = 15,19 m, die Breite 33`= 9,64 m. Die Wohnung enthält eine Küche von 18,5`= 5,40 m Länge und 17`= 4,97 m Breite incl. der Räumlichkeit fuer zwei Schlafstätten oder Butzen; eine Stube von 13`= 3,80 m Länge und 15`= 4,38 m Breite; eine Schlafstube von 11`= 3,21 m Länge und 15`= 4,38 m Breite, unter welcher sich der Keller befindet. Die Scheune ist 28`= 8,18 m lang und 45`= 13,14 m breit.

In derselben ist eine kleine Dreschdiele, ein Gulf für Futter und Torf, ein Schwein, eine Kuh, ein Schafstall. Außerdem befindet sich auf dem Schulboden ein zum Gebrauch für den Lehrer bestimmtes Stübchen.

In der Wohnküche fand ich einen abgenutzten steinernen Fußboden vor. Die Steine waren teils hart-, teils weichgebacken. Diese bildeten Thäler, jene kuggenförmige Hügel. Ich wünschte Änderung durch Legung eines hölzernen Fußbodens und erbot mich, zu den Kosten einen nicht unerheblichen Beitrag zu zahlen. Das machte den Vorstand zur Erfüllung meines Wunsches willig. Im Jahre 1879 wurde der Fußboden mit Holz gedielt.

Eine Waschküche war nicht vorhanden. Dieselbe wurde in der Lehrerfamilie sehr entbehrt. Infolge einer Schulrevision durch den königlichen Regierungsrat Herrn Kietz am 2. September 1886 ordnete Hochlöbl. königl. Regierung zu Aurich die Einrichtung einer Waschküche an. Der Schulvorstand entsprach baldigst dem Auftrage; im Herbste 1886 wurde vorn auf der Dreschdiele in nächster Verbindung mit der eine kleine Waschküche angebracht. Dieselbe enthält eine Abteilung für Tischgeräte etc., auch geeignet zu einer Bettstelle, und eine kleineren zum Aufhaengen von Kleidungsstücken. Das Einkommen der Schulstelle setzt sich nach Vorstehenden laut Angabe des Inventars wie folgt zusammen:

  Schulgeld 414,00 Mark
  Schulgarten 18,00 Mark
  Feldparzelle 0,00 Mark
  Zuschuß aus Staatsmitteln 200,00 Mark
  Aus der Schulkasse 150,00 Mark
  Praestation 22,22 Mark
  Summe: 804,22 Mark

Außer freier Wohnung und der aus Staatsmitteln gewährten Vergütung fuer Brennmaterial zu 45 Mark jährlich.

Die Heizung der Schule ist den Lehrer übertragen. An Torfgeld zahlt jedes Schulkind pro Winterhalbjahr nur 56 Mark. Dem Lehrer liegt ebenfalls die Beschaffung der in der Schule nötigen Tinte ab. Auslagen und Umstände werden ihm von alters her mit jährlich 72 Mark Tintengeld für jeden Schreibschüler vergütet.

An Nachrichten über frühere Lehrer und deren Verhältnisse teile ich folgende, die sich zum Teil auf mündliche Mitteilungen älterer Gemeindemitglieder stützen, mit. Die ersten Lehrer zu Wichte - Blandorf sind auch den Namen nach vergessen, doch wird als ein Lehrer im vorrigem Jahrhundert ein Frewer genannt. Zu Ende des vergangenen und der ersten Haelfte diese Jahrhunderts nahm Foike Toenjes Rosenberg den Schuldienst wahr. Er wurde geboren in Hage und unterrichtete in der Schule seines Geburtsortes. Nach damaliger Aussicht muß er sich früh in seinen Kenntnissen ausgezeichnet haben. Erst 14 Jahre alt, wurde ihm der Schuldienst in Wichte übertragen. Mit Butterbrot in der Tasche verließ er als Bursche morgens das Elternhaus, um nach vollbrachter Tagesarbeit in der Schule zu Wichte wieder heimzukehren.

Vielleicht hat er sich nach dem Satze:

" Durch Lehrer lernt man". Geschick zum Besser werden. Mit der deutschen Sprache muß er indes auf sehr auf sehr geschlechten Fuße geblieben sein, wovon ihm eigentümliche noch jetzt umlaufende Aussprüche zeigen. Zur Beleuchtung damaliger Bildung eines "Lehrers" mögen folgende Aufzeichnung würdig sein:

Ein Vorgesetzter besucht ihr in der Schule zu Wichte. Er befindet sich ein Loch in der Schulmauer. Ein Sperling fliegt durch dasselbe in das Schulzimmer. Die Schüler geraten in Aufregung. Rosenberg wendet sich an den Vorgesetzten und fragt:" Er kam nur der eine Leuning durch die Gatte geflogen und hat mir die Kinder in das wilde Wilde gemacht. " In bezug auf einen Knaben, der in einer Ecke seinen Platz hat und selten die Schule besucht, bemerkt er: " Der Junge in das Horn kommt allsamts mal."

In einem Schriftstück an die Behörde soll er sich als Lehrer an der Mädchenschule (Wicht = Mädchen) bezeichnet haben. In seinem Alter hielt er einen Gehülfen. Sein Einkommen soll teils aus eigenen baren Gelde, teils aus gespendeten Naturalien bestanden haben. Kinder aus Berumbur und Kleinheide, die die Schule zu Wichte besuchten, vergüteten den Unterricht mit wöchentlich einem Stüber = 5 5/9 Mark. - Rosenbergs Nachfolger war Eibe Schulmann. Er unterrichtete etwa 8 Jahre in Wichte und - während seines Dienstes fand der Neubau jetziger Schule statt - etwa 1 1/2 Jahre in Kleinheide. Er war klein und gebrechlich und starb an der Schwindsucht. Er hat den Obstgarten umbau der Schule angelegt.

Schumann ist der letzte Lehrer dieser Gemeinde gewesen, der, wie vormals im Norderland allgemeine Sitte, zwischen Weihnachten und Neujahr einen Rundgang bei den Häusern, auch benachbarten Schulgemeinden machte, glückwünschend und mit dem Chor Lieder singend, waß Gaben an Gelder, an Naturalien besonders auch Würste einbrachte. Gabs auf solchen Gängen Wasserlachen auf den Wegen, so trugen Schüler ihn hindurch.

Ihm folgte ums Jahr 1863 H.J. Hinrichs, der hinselbst 12 Jahre des Schulamtes wartete, dann nach Osteel berufen wurde, wo er nach einer Wirksamkeit von eingen Jahren infolge eines Blutsturzes verstarb. Er wir als ein tüchtiger Schulmann gerühmt.

Vom Neujahr 1875 bis März 1878 war Tamme G. Saathoff hinselbst Lehrer. Er wurde von hier nach Neuburg im Overledingerlande berufen.

Seit 1. April 1878 nimmt Verfasser dieses, J.G. Buschmann, die Lehrerstelle wahr. Er wurde geboren den 9. Sept. 1843 zu Westerende, Kreis Aurich, wo sein Vater Lehrer, Organist und Kuester war. Obwohl schon in seinen Schuljahren dem Lehrerberuf zugeneigt, widmete er sich doch auf zuspruch seitens Verwandter nach zurückgelegten 14. Lebensjahre anfangs dem Seemannsleben und befuhr in den Jahren 1858 und 1859 die Nord.- und Ostsee als Koch auf einem Kufschiff, in welcher Stellung er das Seemannsleben nach seinen Licht.-und Schattenseiten genugsein kennen lernte. Dasselbe sagte ihm nicht zu. Der Lehrerberuf wurde aufs neue gewählt.

Nach strammer Vorbereitung zur Aufnahme ans Seminar zu Aurich wurde dieser vor Mich. 1861 bis dahin 1863 von eine Stunde von Aurich entfernten elterlichen Hause aus besucht. Nach bestandener Lehrerprüfung Michaelis 1863 wurde er Schulgehülfe bei seinen Onkel in Victobur, er wurde 11.Juni 1865 als Lehrer an der zweiklassigen Schule zu Großefehn IV eingeführt und wirkt, von dort hierher berufen.

Seit 1. April 1878 an hiesiger Schule.

Zufolge des Beschlusses des Schulvorstandes vom 19. Juli 1866 ist unter Genehmigung der königl. Consistorei von 2. August 1866 Mich. 1866 für die 2. Klasse hiesiger Schule eine Gehülfenstelle errichtet. Zur Beköstigung des Gehülfen, sowie zur Bezahlung des Lalairs an denselben hielt der Schullehrer aus Staatsmitteln jährlich 150 Mark und von der Gemeinde jährlich 75 Mark.

Seit Ostern 1878 ist die Gehülfenstelle mit einen geprüften Schulgehülfen zu besetzen und wurde mit einem Einkommen von 525 Mark dotiert, wozu aus Staatsmitteln jährlich 300 Mark bewilligt sind, und die Schulkasse 225 Mark zu zahlen hat.

Da die Wahrnehmung eines Gehülfendienstes durch einen Schulamtsbeflissenen für diesen ein Übergang zum Seminar ist, so ist der zur Zeit hier angestellte Gehülfe, J.E. Smid, bereits der sechste seit Ostern 1878.

Die örtliche Schulaufsicht wird durch einen der Herrn Pastoren zu Hage ausgeübt und zwar zur Zeit durch Herrn Pastor Möhlmann. Herr Pastor Möhlmann wurde mit 1. Juli 1888 rearitiert und Herr Pastor Eiben zu Hage zum Lokal.- und Schulinspektor ernannt.

Infolge des Gesetzes vom 14. Juni 1888, betr. die Erleichterung der Volksschulkassen, wurde die Einkommensverhältnisse auch hiesiger Schulstelle ab 1.Oktober 1888 zum Teil neu festgstellt. Nach dem Gesetze ist dem Lehrer an Stelle des weggefallenen Schulgeldes nach dreijährigen Durchschnitt ein Figum aus der Schulkasse zu zahlen. Zuschläge zum Schulgelde, wie Torf.- und Dienstgeld sind im weiteren Sinne ebenfalls als Schulgeld anzusehen.

Ab 1. Oktober 1888 wurde ein Teil der wöchentlichen Unterrichtsstunden allgemein auf Sonnabendvormittag verlegt - bis dahin wurde hier von Montags bis Freitags unterrichtet; deshalb beantragte der Lehrer Buschmann wegen vermehrter Umstände und Kosten und zugleich auf Grund anfänglicher Bestimmung im hies. Schulinventar beim Schulvorstande eine Erhöhung des Torfgeldes von 56 Mark auf 80 Mark pro Kind. Dem Antrage wurde entsprochen, derselbe auch vom Kreisausschuß genehmigt.

Da nun in den drei vorangegangenen Jahren auch die Schülerzahl besonders hoch gewesen - in einem Quartale betrug dieselbe 147 Schüler, so wurde vom Kreisausschuß in Norden das Fingum an Stelle des weggefallenen Schulgeldes untern 18.Januar 1888 wie folgt festgesetzt:

Dem Lehrer der Schulgemeinde Kleinheide sind zufolge Schulvorstandsbeschluß jährlich, 80 Mark Heizungsgelder für jedes Kind zu zahlen; da durchschnittlich 138 Schüler vorhanden sind, erfordert dies eine jährliche Aufwendung von 110,40 Mark. Ferner erhält der Lehrer vierteljährlich 18, also 72 Mark Tintengelder von jeden Schüler im 8 - 14. Lebensjahr. Da solche Schüler meist 110 vorhanden sind, erfordert dies eine jährliche Aufwendung von 79,20 Mark. Zusammen sind also an Heizungs und Tintengeldern jährlich etwa 189,60 Mark auszugeben.

Das in Kleinheide gegenwärtig bestehende Schulgeld beträgt 727 Mark und Heizungs und Tintengeld 189,60 Mark jährlich, die Sonderleistungen für die die Schule besuchenden Kinder betragen also 916,60 Mark.

Die Sonderleistungen wurden hiernach vom königl. Landrat v. Borries als "Fingum an Stelle des weggefallenen Schulgeldes" bezeichnet.

Vorher hob der Lehrer selbst das Schulgeld.

Ab 1.Oktober 1888 zahlt die Schulkasse dasselbe an ihm.

Da die Sonderleistungen durch den Staatsbeitrag von 500 Mark - 400 Mark für die Lehrerstelle, 100 Mark fuer die Gehülfenstelle - nicht gedeckt werden, so wurde mit Genehmigung des Bezirksausschusses ab 1. Oktober 1888 für jeden Schüler vom 8.-14. Lebensjahre ein Schulgeld von 3,22 Mark und für jeden jüngeren Schüler ein Schulgeld von von 2,50 Mark jährlich gehoben.

Bereits im folgenden Jahre wurde der Staatsbeitrag auf 600 Mark erhöht - 500 Mark für die Lehrerstelle, 100 Mark für die Gehülfenstelle. Das Schulgeld wurde darauf auf 2,40 Mark für jedes Kind festgesetzt. Infolge Umwandlung der Gehülfenstellung in eine zweite Lehrerstelle ab 1. April 1890 wird von diesem Zeitpunkt ab an Staatsbeitrag von 500 Mark und 300 Mark zur Verdrängung des Schulgeldes an hiesige Schulkasse gezahlt und wurde auf Beschluß des Schulvorstandes mit 1. April 1890 die Schulgeldzahlung aufgehoben.

Der erste Klassenlehrer - II. Lehrer - hinselbst war ter Vehn aus Eilsum, reform. Confession. Er unterrichtete hier vom 1.April 1890 bis letzten Dezember 1891, auf welche Zeit derselbe als Lehrer nach Bunde berufen wurde. Auf den 1. April 1892 wurde Albert Nannen aus Pilsum zum Klassenlehrer hinselbst ernannt.

Lehrer Nannen war Soldat vom 24.August bis 1. November 1893 in Hannover Rgt.74, desgl. vom 18. September bis 22. Oktober 1894 in Celle, Rgt.77, dergl. 27.August bis 22. September 1895 in Osnabrück, Rgt.78.

Während Nannen Soldat war, war hier die Halbtagsschule eingerichtet.

Inbetreff der Besoldung des ersten Lehrers ist nachzutragen, daß die bis zum 31. März 1892 bewilligte widerrufliche Beihilfe aus Staatsmitteln im Betrage von 245 Mark einschl. für Feuerungsmaterial bis Ende Maerz 1902 weiter bewilligt wurde.

Laut Verfügung königlicher Regierung zu Aurich vom 18. Maerz 1895 ist an Stelle der fuer die 1. Lehrstelle zu Kleinheide bis Ende März 1902 bewilligten Staatsbeihilfen von jährlich 245 Mark mit Rücksicht auf die geringe Leistungsfähigkeit der Schulgemeinde am 1. April 1895 ab eine solche von jährlich 500 Mark vorläufig bis Ende März 1898 widerruflich bewilligt. Die königliche Steuerkasse (später Kreiskasse) zu Norden ist angewiesen obige Staatsbeihilfe von jährlich 500 Mark, in Worten "Fünf Hundert Mark" vom 1. April 1895 ab in bisheriger Weise an den Stelleninhaber zu zahlen.

Vom 1.Oktober 1896 ab wurden die Staatsbeihülfen im Betrage von jährlich 500 Mark bzw. 300 Mark durch die Schulkasse an die Stelleninhaber gezahlt, mithin fließen dieselben in die Schulkasse und sind für diese eine Beihülfe zur Bezahlung der Lehrer.

Abschrift:

Aurich, den 19ten Januar 1898

Besoldungsordnung

Auf Grund des Gesetzes vom 3. Maerz 1897, betreffend das Diensteinkommen der Lehrer und Lehrerinnen an den öffentlichen Volksschulen, sowie in Übereinstimmung mit den Beschluß des Schulvorstandes vom 13ten November 1897 wird das Diensteinkommen der Lehrkräfte an der Volksschule der lutherischen Schulverbandes zu Kleinheide vom 1.April 1897 ab in folgender Weise festgesetzt:

  Erste Lehrerstelle  
a Wohnung frei
b Grundgehalt jährlich 1162 Mark
c Einheitssatz der Alterszulage jährlich 120 Mark

 

  Zweite Lehrerstelle  
a Mindestentschädigung jährlich 120 Mark
b Grundgehalt jährlich 1000 Mark
c Einheitssatz der Alterszulage jährlich 120 Mark

Das Grundgehalt der erstmalig angestellten und noch nicht ein Jahr im öfentlichen Schuldienste beschäftigten Lehrer beträgt ein fünftel weniger als das Grundgehalt der betreffenden Schulstelle.

Ferner erhalten einstweilig angestellte Lehrer und unverheiratete Lehrer ohne eigenen Hausstand, sowie die Lehrer, die noch nicht vier Jahre im öffentlichen Schuldienste gestanden haben, eine um ein Drittel geringere Mietentschädigung.

Bei Neuanstellung von Lehrkräften oder bei Änderungen in dem Charakter der betreffenden Stellen sollen bezüglich der Besoldungsverhältnisse die von der Regierung aufgestellten Grundsätze vom 3. August 1897 und die hierzu erlassene allgemeine Verfügung vom gleichen Datum mit der Maßgabe zur Anwendung kommen, daß als Einheitssatz der Alterszulagen für die neuen Stellen der für die bestehenden Stellen eingeführte Einheitssatz zu gewähren ist.

Königliche Regierung

gez. Lempfert

Für das Rechnungsjahr 1.April 1897/98 ist der Schulkasse meine Beihülfe bewilligt für die zweite Lehrerstelle. Zur Aufbesserung des Grundgehalt auf den gesetzlichen Mindestsatz (900 Mark).

150 Mark zur Aufbesserung des Grundgehalts über den gesetzlichen Mindessatz hinaus (auf 1000 Mark) und zur Gewährung angemessener Mietsentschädigung 135 Mark. Zusammen 285 Mark.

Die der Schulkasse bis Ende Maerz 1898 widerruflich bewilligte laufende Staatsbeihuelfe und zwar für die erste Lehrerstelle 500 Mark und für die zweite Lehrerstelle 300 Mark als jährlichen Beitrag ist vom 1.April 1898 einstweilen bis auf Weiteres weiter bewilligt, desgl. für die II. Lehrerstelle 150 Mark und 135 Mark gleich 285 Mark.

Königliche Regierung hat unterm 1. November 1899 - Norden, den 6. Dez. 1899 - die für die I. Lehrerstelle bewilligte Staatsbeihülfe im Betrage von 500 Mark und diejenige für die II. Lehrerstelle im Betrage von 585 Mark widerruflich bis Ende März 1907 bewilligt.

Vom 1. April 1892 bis zum 26. Januar 1901 verwaltete Albert Nannen die 2. Lehrerstelle. Vom 1. März 1901 an wurde den Lehrer Johannes Gerdes die zweite Lehrerstelle übertragen. Am 1. Oktober 1903 war die zweite Lehrerstelle unbesetzt, weil J. Gerdes die 3. Lehrerstelle in Hage übernahm. Der 2. Lehrer zu Neufehn, Frerichs aus Norden, wurde darauf einstimmig gewählt. Er trat am 1.Januar 1904 die Stelle an.

Am 1. Mai 1904 trat der I. Lehrer J.G. Buschmann in den wohlverdienten Ruhestand. Letzterer zog nach seinen Heimatort Großefehn.

Zu der erledigten ersten Lehrerstelle hatten sich 6 gemeldet. Von diesen wurde nach vorhergegangener Probe Herr Lehrer Kreinsen, Halbemond einstimmig gewählt. Letzterer wurde am Juni 1904 feierlich von der Schulgemeinde eingeholt. Mit zwei Wagen, die festlich geschmückt waren und 16 Vertreter holte man ihm von seiner früheren Wirkungsstätte ab. In der Schule wurde er vom Schulvorstande empfangen.

Fräulein Waecken, Blandorf deklamierte ein schönes Gedicht. Unter Leitung des Herrn Lehrer Frerichs wurde von Kinder der I. Klasse ein Lied vorgetragen.

Am 1.September 1905 verläßt Herr Lehrer Frerichs die Schulgemeinde, um die alleinige Lehrerstelle in Westersande zu übernehmen. vom 1. September 1905 bis zum 1.April 1906 war die zweite Lehrerstelle unbesetzt. Während der Vakanzzeit wurde Halbtagsschule eingerichtet.

Zu der erledigten zweiten 2. Lehrerstelle hatten sich im Herbste 1905 drei Bewerber gemeldet. Von diesem wurde am 19. September 1905 Herr Lehrer Wiechmann, Großefehn ohne Probe einstimmig gewählt. Letzterer lehnte die Wahl ab. Daraufhin wurde Herr Lehrer Atelf, Westerholt gewählt. Die königliche Regierung bestätigte die Wahl nicht.

Am 6.März 1906 wurde der Herr Lehrer Birgstedt, Brillinghorst gewählt. Letzterer wurde am 1. April 1906 von Herrn Pastor Smidt in sein Amt eingeführt.

Vom 19.April bis zum 13.Juni 1906 mußte Lehrer Bergstedt 8 Wochen beim Infanterie - Regiment Nr. 91 sein. Ebenfalls im folgenden Jahre vom 20. Juli bis 13. September bei demselben Regiment. Bei der letzten Reserveübung hatte Lehrer Burgstedt die Ehre das Kaisermanöwer mitzumachen zu dürfen.

Während dieser Zeit wurde wieder Halbtagsschule eingerichtet. Den Handarbeitsunterricht erteilt die Handarbeitslehrerin Fräulein Claahsen Berumbur.

Weil Herr Lehrer Kreinsen gestattete, die Wohnung für den 2. Lehrer auf dem Schulboden zu bauen, wurde vom Schulvorstande einstimmig beschlossen.

Das Grundgehalt der 1. Lehrerstelle von 1162,22 Mark auf 1200 Mark vom 1. April 1907 an zu erhöhen.

Nachdem Friedrich Bergstedt sich in Mahndorf Regbz. Stade niedergelassen hat, ist seit dem 1.Oktober 1908 vom Lehrer Wilhelm Leecungs sein Platz ausgefüllt worden. Er hatte sich für die erledigte zweite Lehrerstelle außer genannten Ojemann in Neugande gemeldet.

Am 22.Juni 1908 wurde ersterer vom Schulvorstand gewählt.

Bergstedt hatte bald nach seinen Weggange das Unglück, bei einer Kahnpartie auf der Weser den Tod in den Wellen zu finden. Nach Seekamp hat leider Weert de Buhr die zweite Lehrerstelle. Er verließ uns schon bald und siedelt nach Neermoor über. Z.Z. befindet er sich als französischer Kriegsgefangener in der Schweiz um dort von seiner Verwundung Erholung zu finden.

Nach ihm kam Johannes Inilfs, der nach 1/2 Jahr schon wieder nach Potshausen zog.

Seit dem 1. Oktober 1910 wirkt Friedrich Heimberg hier mit großen Erfolge. Während des Krieges wurde er leider unserer Schule genommen und unterrichtete in Halbemond und Westerende.

Die erste und zweite Klasse wurde vom 1. Lehrer unterrichtet, die 3. Klasse übernahm der Lehrer aus Holzdorf.

Heimberg folgte am 1.Juli 1919 einen Rufe nach Seelze. An seiner Stelle trat am 1. September 1919 der Flüchtlingslehrer Günther Schröder aus Westpreußen. Er konnte sich in die hiesigen Verhältnisse nur schwer sch...49. Am 1.April 1921 siedelte er nach Norden über. Von nun an werden die drei Stufen von 3 Lehrern unterrichtet:

1. Lehrer Kreinsen, 2. Lehrer Onnen aus Plaggenburg, 3. Lehrer Buhs aus Ihlowerhörn. Leider stehen nur 2 Klassenräume zur Verfügung.

Lehrer Onnen blieb bis Oktober 1923 hier. Ab 1.11.1923 wurde die zweite Stelle dem aus Polen vertriebenen Lehrer Eich Zahn übertragen, welcher am 17.Dezember seinen Dienst antrat. Im Juli 1925 machte Lehrer Buß seine 2. Lehrerprüfung unter dem Vorsitz des Herrn Reg.-Rates Pottag. Im Oktober des selben Jahres wurde er auf seinen Wunsch in seinen Heimatort versetzt.

An seine Stelle trat Philipp Dudene aus Gelnhausen bei Kassel. Im Juli 1928 machten beide Lehrer (Zahn und Dudene) ihre 2. Lehrerprüfung unter dem Vorsitz des Herrn Reg.-Rates Studer. Kurz darauf verließ Dudene uns und nahm eine Stelle an der deutschen Schule in Mouterrey (Mexiko) für drei Jahre an. Da die Schülerzahl erheblich gesunken war, wurde die 3. Stelle vorlaeufig nicht besetzt, und der 2. Lehrer mußte die Klassen 2. und 3 übernehmen.

Ab Oktober 1928 besteht also die 3.-klassige mit 2 Lehrer. Da die Schülerzahl aber wieder steigt, ist damit zu rechnen, daß etwa ab 1933 wieder 3 Lehrkräfte unterrichten werden.

Seit 1929 wird der Handarbeitsunterricht durch Witwe Harms, Holzdorf erteilt. Aus Sparsamkeitsgründen werden nur noch 2 statt bisher 4 Std. wöchentlich.

Am 1. Oktober 1934 ging Hptl. Kreinsen in Ruhe, nachdem er 30 Jahre und 4 Monate an der hiesigen Schule gewirkt hatte.

 

1946

Sein Nachfolger wurde der bisher zweite Lehrer Zahn. Nach der Kapitulation 1945 wurde von der Gemeinde aus der Wunsch an die Regierung herangetragen, Zahn zu versetzen. Die Regierung konnte sich diesem Wunsch nicht versagen und versetzte Zahn i.J.d.D nach Loquard, den dortigen 2. Lehrer Jan Bloem nach hier.

Ich stand,10.1.1884 geboren, schon im 63. Lebensjahr und war durch den nochmaligen Umzug gerade nicht erfreut. Ich besuchte von 1898 - 1901 die Praeparande und von 1901 - 1904 das Seminar in Aurich, diente von 1.04.1904 - 31.03.1905 beim Infantrieregiement Nr. 74 in Hannover, stand vom 1.April 1904 bis 31.Dez.1904 als zweiter Lehrer in Loppersum und wurde am 1.Januar 1908 als alleiniger Lehrer, Küster und Organist nach St. Georginwold berufen. Hier feierte ich am am 1.April 1929 mein 25 jähriges Dienstjubiläum, am 1.Januar 1933 mein 25 Ortsjubiläum und am 15.Oktober 1933 meine Silberhochzeit. Damit war aber auch die "Hoch"zeit meines Lebens vorbei, denn an diese Zeit hatte Deutschland in seiner Verblendung sich den Narzismus ergeben. Ich war einer der wenigen, die den Teufelsfuß ahnten und da ich den Rummel nicht mitmachte, von allen Seiten scheel angesehen.

Nach vielerlei Schererreien wurde ich dann zum 1. April 1935 also nach 27 jähriger Anwesenheit von St. Georginwold nach Eschem versetzt. Noch keine direkte Verschlechterung. Nur sollte ich hier unter einem 100% Ortsgruppenleiter und von 150% Nazinachbarkollegen "geschult" werden.

Da ich mich aber auch hier nicht bekehren lassen wollte und nicht in die NSDAP eintrat wurde ich zum 15.Nov.1937 richtiggehend Strafversetzt und zwar in die 2. Stelle zu Eversmeer. Eschem, lag immerhin noch in der Nähe einer Stadt. Eversmeer 3km von der Landstraße - 14 km von Aurich.

Dazu verlor ich die 300 RM jährliche Amtszulage als Einklassler und 400 RM jährlichen Organistendienst. Das meines Bleibens auch in Eversmeer nicht lange sein werde ließ man sich bald merken, als ich meine Abneigung gegen den Hitlerismus auch hier nicht ablegte und so sah ich mich am 1. Januar 1941 schon als zweiter Lehrer in Loquard. Hier wurde mir schon die Entlassung in Aussicht gestellt, wenn ich nicht zu Kreuze kriechen würde. Da aber mitlerweile gekommen war, was kommen mußte und der Krieg unter der Lehrerschaft aufräumte, sodaß ich neben der Schule Loquard auch noch die dreiklassige Schule Rysum übernehmen mußte, konnte man sich wohl nicht entschließen, auf meine Kraft zu verzichten und beließ mich im Dienst bis der Zusammenbruch kam.....

In Pewsum führte mein früherer Schulrat Bibow, der gleichzeitig mit mir die Treppe heruntergefallen war, die dortige Mittelschule. Wir beide waren die einzigen Nichtparteigenossen der Lehrerschaft der Krummhörn, waren uns deswegen auch etwas näher gekommen.

Gleich nach der Kapitulation kam Bibow abends zu mir und entwickelte mir seinen Plan, daß er Reg.-Rat würde und mich als Schulrat in Augenschein genommen habe. Dann - Rektor - Alles Posten mit dessen Emden - Ruine - Hunger zusammenhing. - Dann Hauptlehrer. Alle Stellen im Altkreise Emden paßten mir nicht.

Kurz vor Weihnachten machte man mir die Stelle Kleinheide zum Angebot "mit der in Kürze erfolgenden Einrichtung einer dritten Planstelle wird die erste Lehrerstelle eine Hauptlehrerstelle. Der Eindruck den ich bei einer Besichtigung zwischen Weihnachten und Neujahr gewann war derart, daß ich mich bereit erklärte die Stelle anzunehmen.

Der erste Dienstantritt wurde auf den 1. Februar 1946 festgesetzt. Der Umzug erfolgte am 5/6. Februar. Ich fand hier vor als Kollegen:

Herrn Rainbacher, Flüchtling aus den Osten, hier angestellt auch am 1. Februar 1946 und Fräulein Rykena hier tätig seit September 1945, wohnend bei ihren Eltern in Halbemond. Am 19.Oktober besuchte Herr Schulrat Lueken, der vertretungsweise die Schulratsgeschäfte führte die Schule. Zweck; meine Anstellung als Hauptlehrer. Aber die Sache geht langsam.

Am 23.11. besuchte uns Reg.-Rat Bibow aus demselben Grunde und sagte, daß der Anstellung nichts mehr im Wege stehe. Am 23.Dez.1946 überbrachte mir Herr Schulrat Lüken die Ernännungsurkunde zum Hauptlehrer, datiert 9.Dez. mit Rückwirkung vom 1.September 1946. Eine Verfügung betr. Versorgungsdienstalter und Dienstbezüge wurde in Aussicht gestellt.

Gelegentlich einer Schulleitertagung am 21.4.1947 erinnerte ich hieran, da bis zu dem Tage noch nichts eingegangen war. Darauf kam im Mai 1947 endlich die Nachricht:

Der Reg. Pr.

Ue1 Norden 6/47 - Aurich, den 6.Mai 1947

Betrifft: Ihre Dienstbezuege

Auf Ihr Schreiben vom 19.April 1947

Auf Grund Ihrer Ernennung zum Hauptlehrer wurde Ihr Besoldungsdienstalter in der Besoldungsgruppe A4 b1 auf den 1. April 1919 festgesetzt.

Ab 1.September 1946 erhalten Sie folgende Dienstbezuege.

Grundgehalt 483,34 Mark vor dem September 1946 416,67 Mark  
Wohnungsgeld 39,50 Mark vor dem September 1946 39,50 Mark  
Zusammen 522,84 Mark vor dem September 1946 456,17 Mark  
ab Kürzung 6% 31,37 Mark vor dem September 1946 27,37 Mark  
Bleiben 491,47 Mark vor dem September 1946 428,80 Mark soweit das Schreiben
ab Steuer 109,50 Mark   82,00 Mark  
bleiben 381,97 Mark   346,80 Mark  
ab Wohnung 33,58 Mark   31,21 Mark  
bleibt 348,39 Mark   315,69 Mark  

Auf weitere Anfrage bei der Reg.-Kasse Emden erhielt ich folgende Antwort.

Reg.- Kasse Emden, den 26.April 1947

Auf Ihr Schreiben vom 19.4. gebe ich Ihnen Folgendes zur Kenntnis.

Seit dem Monat Juli 1946 erhalten Sie Ihre Dienstbezüge von der Reg.- Kasse Norden überwiesen. Die Höhe der Beiträge ist hier nicht bekannt. Für die Monate Februar und März 1946 wurden Ihnen jeweils 31,21 RM als Miete für die Wohnung in Loquard von dem Gehalt einbehalten und der Gemeinde Loquard auf die Schulstellenbeiträge angerechnet.

Im Rechnungsjahr 1946 also für die Monate April,Mai und Juni 1946 wurden ihnen keine Mietbeträge einbehalten, weil allgemein die Einziehung der Mieten im diesseitigen Bezirk eingestellt wurde. Die Mieter führen seit April 1946 ihre Miete selber an die Gemeindekasse ab.

Wohnung in Kleinheide= 33,58 RM, Wohnung in Holzdorf = 32,00 RM

In den Weihnachtsferien 1947 erkrante Frl. Rykena und mußte sich in die Landeskrankenanstalt nach Hage begeben. Kollege Rainbacher und ich übernahmen ihre Klasse mit. Obwohl wir jeder 40 Kurzstunden gaben und die Kassen von 8.30 Uhr bis 16.30 Uhr belegt waren, entfielen auf die einzelnen Jahrgänge doch nicht die erforderlichen Stundenzahlen, sodaß gekürzt und beschnitten werden mußte. Lehrer und Kinder litten. Am 12.03. meldete Frl. Rykena, daß sie am Montag, den 14. den Dienst wieder antreten werde.......am 13.03 meldete sie, daß sie zum 31. März aus den Schuldienst entlassen sei und nunmehr nicht mehr anfangen wolle.

Am 15.03. stellte der Schulverband Ber. Bl.W. einen Antrag auf Einrichtung einer 4.Planstelle. Meßzahl ist 50. Bei der Schülerzahl von z.Z. 211 wäre bereits eine fünfte Stelle fällig. Vorbedingung bei Errichtung neuer Stellen ist jedoch: Wohnung und Beköstigungsmöglichkeit und daran wird`s hier wohl scheitern.----

Zum 1.Mai 1948 wurde die verwaiste Stelle dem Lehrer Wilke Bloem übertragen. Wilke Bloem, gebohren am 3.September 1909 in St Georgiwolg, Real.- Gymnasium Leer, stud. Mathematik. Kiel Freiburg. Stud. päd. Kottbus. Lehrtätigkeit: Spetzerfehn, Canhusen, Blomberg, Gandersum, Neudorf. Von Gandersum 1938 strafverversetzt nach Neudorf, - ein halbes Jahr nach meiner Strafversetzung nach Eversmeer (s.v.L) aus ähnlichen Gründen, eingezogen zum Militär Juli 1939 anschließend Kriegsteilnehmer bis zur Kapitulation. Kriegsgefangener in Frankreich, stud. theol. ausgerück August 1947 von den Italienern zurückgehalten bis Dez. 1947 angekommen 7.1.1948 vorläufig ohne Frau und Kinder nach hier gekommen, da keine Wohnung für ihn frei ist. Nach vielen Laufereien und Schreibereien wurde endlich am 8.Juni 1948 ein Raum frei. Das Ehepaar Pautz, daß bislang diesen Raum bewohnte hatte den Raum widerechtlich inne. Ihr Schwiegersohn hatte sie unter Übernahme der Verpflichtung, für ihre Unterkunft zu sorgen, aus Dänemark kommem lassen.

Es war ihm gelungen, sie in die Lehrer die Lehrerwohnung abzuschieben. Allmählich 52 an aber die Begleitumstände durch und ihm wurde auferlegt, seinen Verpflichtungen nachzukommen. Somit wurde die Wohnung frei.

Das es dem Schwiegersohn Georg Schmidt wieder gelang, sich die Schwiegereltern vom Halse zu halten und anderen Leuten anderen Leuten aufzuhalsen, zeugt von seiner Geschäftstüchtigkeit. Aus dem Hause Moritz mußte die Familie Gruben weichen - nach dem Hause Schoolmann; in die Gruben´sche Wohnung zieht Diekena aus dem Hause Hagen; in die Diekenasche Wohnung ziehen Pauts aus dem Schulhause. Als nun der Familie Gruben das Beziehen der Schoolmannschen Wohnung von dem Eigentümer verweigert wird und sie in ihre Wohnung zurück will, ist diese schon von Diekena besetzt, der auch nicht wieder heraus kann, weil seine Wohnung schon von Pautz besetzt ist. Die Familie Gruben wird in die Schule Holzdorf eingewiesen, da die Schule Holzdorf gerade in diesen Tagen aussetzt, weil der Lehrer de Vries im Moor Torf grub.

Die Sache hätte sich geregelt, wenn Georg Smid seine Schwiegereltern, wie er zugesagt, bei sich aufgenommen hätte.

Auf irgend eine Weise hat er über den Kopf der hiesigen Wohnungskommission hier und in Norden erreicht, daß Pautz in die Wohnung Hagen ziehen dürfen.---

Am Dienstag, den 8. zogen Pautz ab. Auf Aufforderung den Hausschlüssel abzugeben, erklärte Frau Pautz, ihr Mann habe ihn mit nach Norden zur Arbeit. Am Donnerstag, dem 10. bat ich den Bürgermeister, mir den Schlüssel zu besorgen. Ergebnislos = an deren Ausfahrt.

Am Sonnabend wende ich mich an die Polizei. Die erreicht, daß Pautz versprechen, am Montag den Schlüssel abzuliefern. Am Montag, erklärte sie, den Schlüssel nicht auffinden zu können. Am Dienstag beschwerte ich mich beim Gericht. Am Mittwoch geben sie endlich den Schlüssel ab. Andenken an Pautz, zwei zerbrochene Scheiben - zerrissene Tapeten - geschwärzte Decken und Wände - verrußte Außenmauer -gesplitterte Fensterrahmen..... Jetzt muß noch die Familie Zahn heraus. Auch die ist illegal von ihrem Sohne hier einquartiert. Die pocht aber darauf, daß sie über zwei Jahre hier wohnen und das Heimrecht haben.

Der x Tag, so wurde der unbekannte Tag genannt, den die Währungsreform bringen sollte. Er wurde am 18.Juni auf den 20.Juni festgesetzt. Die beiden Tage brachten noch viel Unruhe ins Land. Die Geldleute versuchten ihr Geld loszuwerden, die Warenleute, wollten ihre Ware behalten. Die Preise wuchsen lawinenartig. 1 Pfund Tee schnellte von 550 RM auf 3200 RM, die Zigarette auf 33 RM.

Zunächst wurde ein Kopfgeld in Höhe von 60 DM ausgezahlt, d.h. in zwei Raten 40 DM sofort - 20 DM im nächsten Monat. Am Abend des 19.Juni wurde dieses Geld unter polizeilicher Begleitung beim Bürgermeister angeliefert, für Berumbur rd. 51.000,00 Deutsche Mark (DM). Am Sonntag wurde es ausgezahlt. Richtung 52 die Lebensmittelkartenliste. Pro Kopf mußte 60 RM eingezahlt werden, wofür es 40 DM Anzahlung gab. Für diejenigen, die keine 60 RM beibringen konnten hatte die Gemeinde Vorschußgelder bereitliegen, wovon aber nur wenig Gebrauch gemacht wurde. Statt dessen suchten die Geldleute (Schwarzhändler) ihre letzte Gelegenheit. Sie machten sich an die Leute heran, die sie mit scharfen Blich herausfanden und boten ihnen an, das fehlende Altgeld herzugeben gegen den halben Betrag des Altgeldes. Und fanden Dumme, bis die Polizei sich einschaltete.

Wir arbeiten mit einer Stunde Mittag von 8 bis 18 Uhr an der Auszahlung. Am nächsten Tag war Groß Einkaufstag. Ein Wunder war über Nacht geschehen! Nicht alles, aber vieles, was bislang einfach nicht da war, hatte mit der Sonne das Tageslicht wieder erblickt und Markenartikel waren frei verkäuflich. Mancher hatte am Abend schon den größten Teil seines Geldes ausgegeben. Bei der Auszahlung hatten wir einen Fragebogen, Angaben des Bankguthabens und Einzahlung des Altgeldes zur Abwertung, mitbekommen. diese werden im Verhältnis 10:1 abgewertet. Besonders am Donnerstag und Freitag standen wir bis in die Nacht hinein Schlange vor den Geldinstituten. Mittagsstunde oder Feierabend für die Bankbeamten gab es nicht. Nur einen Haken, den man zu spät merkte, gab es. Man mußte vorher, das heißt, jeden Januar, dem Finanzamt melden, wenn man über 10000 RM hatte. Zweck: Heranziehung zur Vermögenssteuer. Das haben viele, besonders die Schwarzhändler vergessen. Wer jetzt über 10000 RM angemeldet hat muß nicht allein die Vermögenssteuer nachbezahlen sondern eine schwere Strafe wegen Steuerhinterziehung erwarten.

Die Schwarzhändler, die im Besitz von .... hundert und ..... zigtausendern waren, werden sich schon von vornherein gesagt haben - nicht anmelden.

Vielen über, die so zwischen zehn und zwanzigtausend Reichsmark hatten - auch ich - rasseln hinein. Allgemein hört man viel Geschimpf und Lamentieren über den Staat, der uns schon zum zweitenmale um unsere Ersparnisse gebracht hat und bei allen steht der Vorsatz fest: Nie wieder sparen!

Die zweite Kopfquote in Höhe von 20 DM wurde am 1.September 1948 ausgezahlt, diesmal für diejenigen, die ein Bankkonto hatten, durch diese, und als Bezahlung nur für die, die kein Konto haben am 5.September.

Am 01.September, räumte auch Familie Zahn die Lehrerwohnung. Am 28.August hatte Kollege Reinbacher geheiratet und war in das Haus seiner Frau übergesiedelt. Dadurch war seine Wohnung bei Frau Wessels frei geworden und da ich schon lange vorgearbeitet hatte, klappte es, daß Zahn`s sofort einziehen konnten. Jetzt steht also dem Umzug des neuen Lehrers nichts mehr im Wege.

Schade nur, daß der Umzug nicht schon im Mai - wenigstens vor dem x Tage erfolgte. Damals wäre es mit einigen Pfund Speck, Butter, Eiern zu machen gewesen, heute muß man seine knappen DM dafür hinlegen.

Im Oktober 1948 konnte mein Sohn seine Frau und Kinder nach hier holen. Ich zog gleich nach oben in die bislang von den Flüchtlingen benutzten Räume und überließ ihm die Unterwohnung um ein nochmaliges Umräumen am 1.April 1949 zu vermeiden.

Die Ferien haben wir, um dem Schulverband Unkosten zu ersparen, benutzt, selbst Instandsetzungsarbeiten vorzunehmen und uns als Maler und Tischler zu betätigen.

Am 31.März 1949 wurde ich nach 45 jähriger Dienstzeit in den Ruhestand versetzt. Zu meinen Nachfolger wurde mein Sohn bestimmt; als neue Lehrkraft Herr Rudolf Schulz, z.Z. vertretungsweise in Hage tätig, ernannt. Am 2.April 1949 fand die feierliche Entlassung statt, durch den Herrn Schulrat Lüken - bei Anwesenheit meines früheren Schülers, des Oberkreisdirektors Meint Janhsen, einer Vertretung der Lehrerkonferenz Hage, der Gemeindevertretung, des Schulausschusses und anderer Gäste.

01.04.1949

Die auf Seite 34 erwähnte Parzelle von 1 ha ist in den Jahren 1937/38 verkauft worden, um den Schulneubau zu finanzieren. Den Schaden hat der Stelleninhaber, da ihm in Notzeiten, wie wir sie jetzt wieder erlebt haben, wo der Lehrer für sein Monatsgehalt 1 KG Butter kaufen kann, als Kuhweide sehr fehlt.

Im Jahre 1944 setzte ganz langsam seitens der Landesregierung Niedersachsen Besserung der schulischen Verhältnisse ein. Das allgemeine Ziel ist, die Klassenfrequenz auf 50 Kinder zu senken. Die vorläufigen Forderungen des Niedersächsischen Lehrervereins stehen auf einer Klassenfrequenz von 40 Kindern.

Im Schuljahr 1949/50 besuchen unsere Volksschule 270 Kinder, wofür bei einer Klassenfrequenz von 50 Kindern fünf Lehrerkräfte erforderlich wären.

Die Schule in Holzdorf besuchen 69 Kinder. Ich beantragte darum beim Gesamtschulverband die Einrichtung von 2 neuen Planstellen (5. und 6. Stelle) und nur je eine für Holzdorf und Kleinheide. Dieser Antrag wurde genehmigt, und seitens der Schulbehörde wurde mir die Bestzung der beiden Planstellen zum Herbst 1949 versprochen. Von der Schulbehörde war für Kleinheide Fräulein Rykena vorgesehen, die im Spätherbst 1949 auf der Pädg. Hochschule ihr Examen ablegt.

Zum 1.Oktober 1949 wurde in Hage der Kollege Rektor Baum nach seiner Entnazifizierung für den Lehrerberuf freigegeben. Da für Kleinheide Fräulein Rykena vorgesehen war, ham Herr Baum am 1.Oktober nach Holzdorf, obwohl auf Grund höherer Klassenfrequenz Kleinheide hätte erst mit einer neuen Lehrkraft versehen werden müssen. Ich hatte über die Bestzung Holzdorfs nichts einzuwenden, da meine vierte Lehrkraft ja im November kommen sollte.

Und nun passiert das Unglaubliche. Als Holzdorf seine zweite Lehrkraft erhalten hat, stellt Kollege de Vries beim Schulverband den Antrag auf Umschulung von 40 - 50 Kindern von Kleinheide nach Holzdorf. Dieser Antrag hätte die schlimme Folge, daß der Finanzverwalter des Schulverbandes erklärte, keine Gelder mehr zur Verfügung zu haben, um noch die Beträge für ein sechste Planstelle zahlen zu können. Er stellte den Antrag vom 20.Dez.1948 rückgängig zu machen und nur die Einrichtung einer neuen neuen Planstelle zu bewilligen, und nur für Holzdorf. Da der Schulvorstand sich überwiegend aus Holzdorfern zusammensetzt, geht dieser Antrag durch und die Schule Kleinheide geht leer aus.

Dagegen mußte ich mich zur ehr setzen, da die Klassenfrequenz in Kleinheide höher lag als in Holzdorf (74:69). Zum anderen war ich es gewesen, der die Bewilligung zwei neuer Planstellen beim Schulverband durchgesetzt hatte, und nun sollte Kleinheide ganz zurückgestellt werden.

Die Elternschaft wurde gegen den Schulvorstand aktiviert und opponierte gegen die Beschlüsse des Schulvorstandes. Von den 46 Kindern, die nach Holzdorf umgeschult werden sollten, gingen nur 4 Kinder hinüber, die anderen 42 Kinder erscheinen jeden Morgen bei der Schule Kleinheide, wo sie von mir abgewiesen wurden. Eine Abordnung des Elternrates furh nach Aurich zur Regierung, um dort ihre Beschwerde vorzutragen. Sie fand Gehör und die Regierung entschied:

Wenn der Gesamtschulverband eine sechste Planstelle nicht tragen kann, wird die fünfte Planstelle als Pendelstelle eingerichtet, so daß in Holzdorf von der fünften Lehrkraft 12 Stunden, in Kleinheide 18 Stunden zu geben sind. Mit dieser Lösung erklärte ich mich einverstanden, zumal die Umschulung der Kinder wieder rückgängig werden sollte.

Nicht einverstanden war Herr de Vries, der in einer neuen Vorstandssitzung nochmals den Antrag stellte auf Umschulung der Kinder und auf alleinige Vereidigung der neuen Lehrkraft in Holzdorf. Als ich im Laufe der Verhandlungen merkte, daß Herr de Vries aus rein persönlichen Gründen der Schule Kleinheide die halbe Lehrkraft nehmen wollte und für sachliche Argumente überhaupt nicht umgänglich war, ging ich dann mit letzter und äußerster Schärfe vor, so daß der Schulvorstand es nicht zu einer neuen Abstimmung kommen ließ.

Durch das Eingreifen des Herrn Schulrats und nach einer weiteren Unterredung von 9 Stunden mit dem Bürgermeister Harms kam es schließlich zu einer Einigung.

1) Eine Umschulung der Kinder von Kleinheide nach Holzdorf erfolgt nicht.

2) Dir fünfte Planstelle bleibt eine Pendelstelle (17 Stunden in Holzdorf, 17 Stunden in Kleinheide).

3) Die sechste Planstelle bleibt bewilligt, nur wird sie vorläufig nicht besetzt. Sie wird besetzt, wenn die finanzielle Lage sich bessert.

4) Im Jahre 1950 soll gebaut werden. In Kleinheide eine neue Klasse und in Holzdorf eine neue Klasse mit Lehrerwohnung.

5) Wenn die Klassenbauten durchgeführt sind, gilt Kleinheide eine entsprechende Zahl (um die 42) Kinder nach Holzdorf ab, und Kleinheide begnügt sich vorläufig mit 3 Lehrkräften.

Somit wirken am Ende des Jahres an der Schule Kleinheide:

1) Wilke Bloem als Schulleiter

2) Paul Reinbacher

3) Rudolf Schulz

4) Margret Rykena als Pendellehrerin

Der Schulbetrieb ist sechsklassig aufgezogen.

I. Klasse = 1. Schuljahr IV. Klasse = 4. Schuljahr
II. Klasse = 2. Schuljahr V. Klasse = 5/6. Schuljahr
III. Klasse = 3. Schuljahr VI. Klasse = 7/8. Schuljahr

Am 1.Juli 1950 verließ uns der Lehrer Rudolf Schulz. Er ist von der Regierung mit der Leitung der Schule in Nesse beauftragt worden. Kollegen, Eltern und Schüler sahen ihn ungerne scheiden, da er in der kurzen Zeit seiner Tätigkeit an dieser Schule hervorragende Erfolge gehabt hat. In einer kurzen Feierstunde in seiner Klasse nahm er in Anwesenheit der Gemeindevertretung seinen Abschied von der Schule. In seinen Abschiedsworten betonte er, daß er nur von hier wegzüge, weil er keine Möglichkeit sehe, in naher Zukunft in der Nähe eine Wohnung für seine Familie zu bekommen.

Die Stelle wurde neu besetzt durch den Kollegen Schulz. Kollege Schulz ist Flüchtling aus Schlesien. Da für ihn in der Nähe der Schule kein Zimmer aufzutreiben war, mußte er in Holzdorf in der Gastwirtschaft untergebracht werden, in unmittelbarer Nähe der Holzdorfer Schule. Da alle Beteiligten ihr Einverständnis gaben, wurde folgende Änderung vorgenommen.

Frl. Rykena wird voll an der Schule Kleinheide beschäftigt, dafür übernimmt Kollege Schulz die Pendelstelle mit Holzdorf. Für Frl. Rykena ist diese Änderung besonders vorteilhaft, da sie in einiger Zeit die zweite Lehrerprüfung machen muß.

Ab Ostern 1950 hat Frl. Rykena den Handarbeitsunterricht an den beiden Schulen des Schulverbandes übernommen. Die Vergütung beträgt 30 DM.