IV. Der Schulbetrieb

Durch neue Ansiedlungen in der früheren Kleinheider Gemeinheit ist die Zahl der Wohnungen in der Schulgemeinde Kleinheide langsam im Zunahme begriffen, infolge dessen auch ein allmähliches Steigen der Schülerzahl zu bemerken ist.

Diese Betrug im Schuljahre Ostern 1887/88 gleich 144 einschließlich derjenigen Kinder, die im Laufe des Schuljahres das 14. Lebensjahr vollendeten und darauf abgingen und mit Einschluß der wenigen von auswärts eingezogenen Schüler, welche von Ostern bis Martini in der Gemeinde dienten.

Bis dahin wohl zum ersten Male fand in diesem Schuljahre nur eine einmalige Schüleraufnahme statt und zwar zu anfang desselben. Königliche Regierung hat nämlich gegen Ende 1886 angeordnet, daß alle im Kalenderjahre Schulpflichtig werdenden Kinder mit Beginn des Schuljahres in die Schule einzutreten haben, während vorher nicht wie auch jetzt noch ein fortgehender Abgang, sondern auch eine fortlaufende Aufnahme stattfand, und zwar jedesmal dann, wenn ein Kind das 14., bzw. das 6. Lebensjahr vollendete. Von den oben vermerkten 144 Schülern sind 67 Knaben und 77 Mädchen, sämtlich evangelisch - lutherischen Bekenntnisses, doch mögen die Eltern von 2 Mädchen reformiert sein.

Der Schulbesuch ist im Verhältnis zu solchen in manchen anderen Schulgemeinden Ostfrieslands allein guter zu bezeichnen. In der Gärtezeit ist derselbe indessen trotz 14.-tägiger Härteferien mangelhaft. Auch in der Erntezeit läßt er zu wünschen übrig. Befreiungen vom Schulbesuch finden nur in besonderen Fällen statt, beschränkten sich in der Regel auch nur auf einzelne Tage. Solcher für längere Zeit bis auf wöchentlich zwei Tage sind wenige, werden auch nur während der Sommermonate bewilligt. Unerlaubte Schulversäumnisse werden bestraft. Die Strafgelder werden den Lehrer zur Beschaffung von Lernmitteln für dürftige Kinder überwiesen. Die Verwendung hat er nachzuweisen.

Als Lehrmittel sind vorhanden: Eine Wandkarte der Provinz Hannover, eine von Deutschland, eine von Europa, eine von Palästina, ein Globus, einige naturwissenschaftliche Abbildungen, Alphabetische auf Holz gemalter Buchstaben, eine Rechenmaschiene, ein Zirkel und ein Linial. Als Lernmittel für die Kinder dienen außer Bibel, Katechismus und Gesangbuch die bibl. Geschichte aus dem Cales. Verlag, das Lesebuch von Flügge, die Ergänzungsbücher I. und II. von Fr. Kranike, Rechenbuch I. von Blaneke, Übungsbuch I. von Jütting, die Liederbücher vom Ostfr. Lehrerverein, der Lesestoff I., II., III. von Ar. Smid, Hefte, Schiefertafel. Mehrere Schüler der Oberstufe haben einen Handatlas. Außer einigen Exenplaren von in der Schule eingeführten Büchern ist eine Büchersammlung nicht vorhanden.

Lehr.- und Stundenpläne sind unter Zugrundelegung der Allgemeinen Bestimmungen vom 15. Oktober 1872 angelegt, doch empfängt die Unterstufe wöchentlich 28 Stunden Unterricht statt 20 nach den Allgemeinen Bestimmungen, besonders deshalb, damit die Kinder dieser Stufe auf Wunsch der Eltern den Schulweg in der Regel gemeinsam mit älteren Kindern machen können. Diese Stundenzahl, welche welche in den Schulkatalogen angegeben wird, ist bis jetzt nicht moniert. In den Schulwochen wird von Montag bis Freitag unterrichtet.

Die tabellarische Übersicht über die Verteilung der Stunden auf die einzelnen Lehrgegenstände und und Stufen gestaltet sich wie folgt:

 

Lehrgegenstände: Oberstufe: Mittelstufe: Unterstufe:
Religion: 5 Stunden 5 Stunden 4,5 Stunden
Deutsch: 8 Stunden 10 Stunden 18,5 Stunden
Rechnen: 4 Stunden 4 Stunden 4 Stunden
Raumlehre: 1 Stunde 0 Stunden 0 Stunden
Zeichnen: 2 Stunden 1 Stunde 0 Stunden
Realien: 6 Stunden 6 Stunden 0 Stunden
Singen: 2 Stunden 2 Stunden 1 Stunde
Turnen (Knaben): 2 Stunden 2 Stunden 0 Stunden
Handarbeit (Mädchen): 2 Stunden 2 Stunden 0 Stunden
Summa: 30 Stunden 30 Stunden 28 Stunden

Die Ferien betragen jährlich 63 Tage.

Davon entfallen auf die Osterzeit 14, auf die Pfingstzeit 5, auf die Gärtezeit und auf die Hundstage 20 Tage, um Michaelis gibt es 14 und Weihnachten 10 Tage Ferien gleich 63 Tage.

Als bemerkenswert für das Leben der Schule sei erwähnt, daß gegen Mitte März 1888 während einer Woche nur 10 bis 20 Kinder in der Schule sich einfanden, weil ein grausiges Schneegestöber verbunden mit grimmiger Kälte herrschte. Es war um den Tag wo der große Kaiser Sr. Majestät Kaiser Wilhelm I., Gründer des Deutschen Reichs, Landesvater im besten Sinne des Worts, heimgerufen am 9. März 1888, beigesetzt wurde.

Am Schlusse jeden Schuljahres findet in der zu dem Zwecke geschmückten Schule die öffentliche Schulprüfung statt. Dieselbe gestaltet sich zu einem Schulfeste. Die Teilnahme der Gemeinde an derselben ist nicht besonders lebhaft, vielleicht aus dem Grunde, weil die Prüfung stets an einem Wochentage abgehalten wird.

Die Zuhörerschaft besteht zum größten Teil aus Frauen.

Die Prüfung der 13.- jährigen Kinder findet jährlich um Ostern und um Michaelis statt.

Das Ergebnis der Prüfung, das Schulzeugnis - in einem Protokollbuche vermerkt - wird den Kindern jedoch erst beim Abgang von der Schule nach den vollendeten 14. Lebensjahren übergeben.

Gesetze, Verordnungen, das Schulwesen betreffend, sind in einer besonderen Sammlung enthalten; um in einzelnen Schriftstücken den Schulvorstande bekannt gegeben und hiernach auch in Heften überwiesen.

Diejenige Verordnung, welche die Anlegung dieser Schulchronik veranlaßt hat, möge hier wörtlich Platz finden, da sie für die Führung der Chronik von besonderer Wichtigkeit ist.

Sie lautet:

Aurich, den 19. Februar 1887

Zu den fortlaufenden Berichten, welche die Lehrer nach Nr. 10 der Allgemeinen Bestimmungen des Herrn Ministers der geistlichen etc. Angelegenheiten vom 15. Oktober 1872 regelmäßig zu führen haben, gehört die Schulchronik. Nach dem Ergebnis der Schulrevisionen ist diese Vorschrift noch nicht von allen Lehrern beachtet worden, vielfach angeblich weil nicht bekannt sei, was in eine solche Chronik aufzunehmen sei.

Wir ordnen deshalb an, daß für jede Schule unseres Bezirkes im Laufe des Kalenderjahres 1887 eine Schulchronik angelegt und vom Lehrer (an mehrklassigen Schulen vom Hauptlehrer) geführt werde. Das zu derselben erforderliche, fingerstark, gut gebundene Buch in Bogenseiten = Größe ist aus den Mittel der Schulkasse zu beschaffen und nach den unten angegebene Überschriften auszufüllen.

Wir machen hierbei auf ein zur Schulchronik bei Wilh. Soltau Nachfolger in Lüneburg für 1 Mark zu beziehendes Buch aufmerksam. Hinter jedem der vier Hauptabschnitte ist eine Anzahl Blätter zu späteren halbjährigen Nachträgen freizulassen.

Den Inhalt der Chronik bilden:

I. Der Schulort und die Schulgemeinde

Gründung und Lage des Schulortes, Entstehung der Schulgemeinde, bzw. des Schulvorstandes. Geschichtliche oder sagenhafte Ableitung des Namens. Urkundlich verbürgte oder überlieferte geschichtliche und Naturereignisse, Seuchen und dergl. Alte Gebäude und deren Geschichte, Altertümer und deren Bedeutung, Denkmäler und deren Veranlassung und Errichtung. Entwicklung der Kirchlichen und Gemeinde verhältnisse. Zahl und Beschäftigung der Einwohner in alter und neuer Zeit.

II. Die Schule

Gründung und Entwicklung und Einteilung der Schule. Das Schulhaus und Lage, Alter, Einrichtung und Raumverhältnisse. Spätere Neu und Umbauten.

III. Die Schulstelle

Diensteinkommen und den zur Stelle gehörenden Grundstücken nach Lage, Größe und Beschaffenheit, die Dienstwohnung. Obliegenheiten und Gerechtsame des etwa mit der Stelle verbundenen Küster.- und Organistendienstes. Nachrichten über die früheren und die zeitigen Lehrer und Lehrerinnen und deren Verhältnisse. Die Schulaufsicht.

IV. Der Schulbetrieb

1.) Die Schüler in den einzelnen Schuljahren nach Anzahl, Geschlechtern und Bekenntnis, Zu.- und Abgang.

2.) Der Schulbesuch und die Befreiungen von derselben.

3.) Die Ausstattung der Schulzimmer, die Lehr.- und Lernmittel, die Lehrer und Schülerbüchersammlung, die Lehr.- und Stundenpläne und deren Veränderungen.

4.) Die Ferienordnung und Abweichungen von derselben.

5.) Bemerkenswerte Ereignisse im Leben der Schule (Ausfall des Unterrichts, Krankheiten, Stellvertretungen, Schulfeste, Schülerverpflichtungen wie Beichensingen und dergl).

6.) Schulprüfungen, Wirksamkeit der Schulaufsicht = Beamten und Revisionen.

7.) Bedeutsame Verordnungen, des Schulwesen betreffend.

Ew. Hochwürden (Hochwürden, Wohlgeborene) übersenden wir die erforderliche Anzahl von Abdrücken dieses Ausschreibens für die Ortsschulinspektoren mit dem Ersuchen, uns über die vorschriftsmäßige Anlegung von Schulchroniken für alle öffentlichen Schulen Ihres Ausichtskreises bis zum 1.Januar 1888 berichtliche Mitteilung zu machen.

Königliche Regierung

g. von Heppe

An sämtliche Herren Kreisschulinspektoren und an Herrn Reitor Gehring zu Wilhelmshaven.

22.II. 527

Das Schuljahr Ostern 1888/89 begann mit 137 Schülern, davon 64 Knaben, 73 Mädchen.

Ab 1.Oktober 1888 ist auf allgemeiner Anordnung der Schulbehörde die wöchentliche Unterrichtszeit von Montag bis Sonnabend; Mittwoch.- und Sonnabendnachmittags sind frei.

Sehr starken Schneefalls wegen wurde der Unterricht für 8. und 9.Februar 1895 ausgesetzt.

Wegen Auftretens der Masern wurde die Schule auf Befehl des Königl. Landratsamte vom 9.Februar 1895 ab auf vier Wochen zu schließen. Wegen verspäteter Anzeige über Ausbruch dieser Krankheit - als Ortspolizeibehörde wurde zunächst der Ortsvorsteher angesehen - konnte der Befehl jedoch nur noch für eine Woche zur Ausführung gelangen.

Der 18.Januar 1896 wurde als vaterländischer Gedenktag zur Erinnerung an die Wiederaufrichtung des deutschen Reiches - 18. Januar 1871 - durch einem Fest in jeder Klasse und durch Ausfall des Unterrichts gefeiert.

Sr. Majestät des Kaisers Geburtstag - 27.Januar wurde in der Schule durch eine Rede der Lehrer und durch Absingen verschiedener vaterländischer Lieder in jeder Klasse gefeiert.

Am 13.Februar Inspizierung der Schule durch den Königlichen Kreisschulinsp. Herrn Superintendenten Köppen in Gegenwart ---schulinspektors Herrn Pastor Plock.

Am 5.März nachm. Prüfung der dreizehnjährigen; 9 Prüflinge vorhanden, einer entschuldigt entblieben, die übrigen 8 bestanden die Prüfung.

Am 24.März fand die Judikafeier statt.

Schuljahr Ostern 1896/97

Das Schuljahr begann am 19.April mit 158 Schülern.

Ab nun gehören zur I. Klasse 79, nämlich 38 Knaben und 41 Mädchen. Zur Klasse II. gehören 79 Kinder, nämlich 50 Knaben und 29 Mädchen.

Am 15. und 16. Juni um 10 Uhr vorm. 25 Grad, gegen Mittag 26,5 Grad Wärme, desh. Ausfall des Unterrichts an den Nachmittagen dieser Tage.

Vom 15. bis 20.Juni waren zu Jätearbeit 17 Kinder bis zu 4 Tagen dispensiert.

Am 9.Juli nachm. Ausfall des Unterrichts wegen Hitze.

Ab 13.Juli tägliche Unterrichtszeit vormittags von 7.30 Uhr bis 12.30 Uhr. Am 2.Sept. - Sedantage - fand eine Schulfeier statt.

Am 9.September Prüfung der dreizehnjährigen, sämtliche 9 Prüflinge bestanden in derselben.

Vom 28.September bis 11.Oktober incl. Michaelisferien. Ab 12.Oktober Beginn des Unterrichts morgens um 9, nachmittags um um 1 Uhr.

Ab 19.Oktober tägliche Unterrichtszeit am Montage, Dienstage, Donnerstage vormittags von 8.30 Uhr bis 12.00 Uhr, nachmittags von 2 bis 4 Uhr, Mittwochs und Sonnabendsvorm. von 8.30 Uhr bis 12.30 Uhr Einrichtung des Leitionsplans nach der Stundenverteilung für mehrklassige Volksschulen

Auf die Bedeutung des Reformationsfestes am 1.November wurde hingewiesen.

Am 15.Januar nachm. Ausfall des Handarbeitsunterrichtes zu Belustigung der Kinder auf dem Eise.

Am 23.Januar war die Schule wegen sehr heftigen Schneetreibens sehr schwach besucht; die vielen fehlenden Kinder wurden als entschuldigt vermerkt.

Am 25.Januar Ausfall des Unterrichts am nachmittage wegen starken Schneefalls und hoher Schneelage.

Am 27. Januar Geburtagsfeier Sr. Majestät des Kaisers und Königs Wilhelm II. in beiden Klassen.

Am 30.Januar Teilnahme der Schule am Begräbnis der an Gehirnentzündung verstorbenen siebenjährigen Schülerin Maria Garrelts.

Am 9.Februar fiel der Unterricht wegen starken Schneefalls und ungangbarer Schülerwege am Nachmittage aus.

Am 16.Februar wurde das an dem Tage stattfindende 400 jährigen Geburtstage Philipp Melanchthons in der Weise dedacht, daß die Schüler über das Leben Melanchthons und dessen Wirken für die evangelische Kirche und Schule in geeigneter Weise belehrt wurden.

Am 23. Febr. nachm. Inspizierung der Schule durch den Königl. Kreisschulinspektor Herrn Superintendenten Köppen - Nesse.

Am 11. März nachm. Prüfung der 13.- jährigen Schüler. Die Prüflinge bestanden.

Am 20.März Teilnahme der Schule am Begräbnis des nach längeren Siechtum verstorbenen lieben Schülers II. Klasse Eilert Menssen.

Der 22.März wurde als hundertjähriger Geburtstage Sr. Majestät des Hochseligen Kaisers Wilhelm I. des Großen in erhebender Weise in der Schule und durch Umzug durch die Gemeinde gefeiert.

Am 6.April nachmittags in geschmückter Schule "Judica".

J.G. Buschmann

Hauptlehrer

Schuljahr Ostern 1897/98

Das Schuljahr begann am 26.April mit 148 Schülern. Hierzu entfielen

auf die I. Klasse: 37 Knaben, 35 Mädchen = 72 Schüler

auf die II. Klasse:46 Knaben, 30 Mädchen = 76 Schüler

Summe: 83 Knaben, 65 Mädchen = 148 Schüler gesamt.

Kurz nach Beginn des Schuljahres (21.Juni) wurde Harm Gerdes Wäcken, geb. am 21.Mai 1889, Schüler der II. Klasse, von einem betrübenden Unglücksfall betroffen, indem er infolge Verwicklung in einen Schafsleine von einen Schaf zu Boden gerissen wurde und ein Beinbruch erlitt. Das Unglück geschah beim Hause der Eltern.

Am 25.Mai Teilnahme beider Lehrer mit Genehmigung des Herrn Ortsschulinspektor am Begräbnis des verstorbenen Lehrers Folkers in Weene. Folkers war II. Lehrer in Ostermoordorf.

Am 14.Juni Ausfall des Unterrichtes letzter Stunde wegen Hitze.

Am 15.Juni wurde Kaiser Friederich III. in Wemut gedacht.

Am 24. und 29.Juni Ausfall letzter Stunde wegen Hitze.

Am 17. Juli als am letzten Tage am letzten Tage vor den Hundstagsferien Ausfalls des Unterrichts der I. Klasse mit Genehmigung des Herrn Ortsschulinspektors zwecks Teilnahme des I. Lehrers an einer Erholungsfahrt durch Krummhörn.

Am Sonntage den 25.Juli wurde Ulfert Grensemann, geb. am 3.September 1888, Schüler der II.Klasse, von einen Radfahrer so unglücklich zu Boden geramt, daß er einen gefährlichen Beinbruch über dem Knie, sowie eine Knieverletzung erlitt.

Auf die Bedeutung des Sedantages - 2.September - wurde hingewiesen. Der Unterricht fiel aus.

Mit Beginn der Winterschule - 11.Oktober - tritt Harm G. Wäcken - so unterm 21.Juni - als geheilt von seinem Beinbruch wieder ein.

Im Sommerhalbjahr war die tägliche Unterrichtszeit von Morgens 7.30 Uhr bis Mittags 12.30 Uhr; die Winterschule beginnt wieder nun mit der altbewährten, nämlich vormittags von 9 bis 12, nachmittags von 1 bis 4 Uhr; Mittwochs und Sonnabendsnachmittags frei.

Am 11.Oktober verschied in Frieden Handarbeitslehrerin Fräulein Margarethe Tammen Wiebersieck im 31. Lebensjahre; reichlich 7 1/2 Jahre hat sie den Handarbeitsunterricht an hiesiger Schule in Treue und mit viel Geschick erteilt. Ihre Schülerinnen, ebenso beide Lehrer wohnten der Begräbnisfeier bei. Eltern spendeten einen schönen Kranz.

Am 18.Oktober tritt Ulfert Grensemann als geheilt von seinen am 25.Juli erlittenen Kniebruch wieder ein.

Am 19.Oktober wurde Fräulein Catharine G. Bushmann vom Schulvorstande einstimmig als Handarbeitslehrerin gewählt unter der Bedingung, daß sie den nächsten Cursus für Handarbeitslehrerinnen durchmache.

Am 30.Oktober wurde auf die Bedeutung des Reformationsfestes hingewiesen.

Am 31.Oktober verschied nach kurzer Krankheit, verbunden mit Krämpfen, die liebe Schülerin Etta Willms Börgmann, geb. 25.November 1891, Tochter des Zimmermanns Wilm Börgmann in Blandorf.

 

Schuljahr Ostern 1898/99

Die Schülerzahl betrug zu Anfang des Schuljahres = 152.

Davon entfielen auf die I. Klasse 77, nämlich 40 Knaben, und 37 Mädchen; auf die II.Klasse 75 Schüler, nämlich 43 Knaben und 32 Mädchen. Die Gesamtzahl der Knaben betrug somit 83, die der Mädchen 69.

In der 5. Schulwoche - 16. - 21. Mai wovon 21 Kinder bis 4 Tage vom Schulbesuch zur Gätearbeit entbunden, in der 6.Woche 24, in der 7. Schulwoche 25.

Am 15.Juni wurde Kaiser Friederich III. in Wehmut gedacht.

Vom 11. bis 30.Juli Sommerferien. Am 15., 16., 22., und 23. August Ausfall des Unterrichts nachm. wegen Hitze.

Auf die Bedeutung des Sedantages wurde hingewiesen, der Unterricht fiel aus.

Am 8.September nachm. Prüfung der der 13.-jährigen Schüler.

Am 10.Oktober Teilnahme der Schule am Begräbnisse des nach langer Krankheit am 6.Oktober verstorbenen Schülers I. Klasse Ebbo Siebelts.

Mit der Bedeutung des Reformationsfestes wurden die Kinder bekannt gemacht.

Am 30.November amtliche Kreiskonferenz in Berum.

Am 24.Januar nachm. Inspizierung der Schule durch den Königlichen Kreisschulinspektor Herrn Superintendenten Köppen.

Sr. Majestät Geburtstag wurde in der Schule in beiden Klassen festlich begangen.

Am 6. März nachm. Prüfung der 13.-jährigen Kinder; sämtliche Prüflinge bestanden.

Am 21.März nachm. "Judica" Feier in geschmückter Schule.

Am 25.März Schluß des Schuljahres Ostern 1898/99.

Schuljahr Ostern 1899/1900

Das Schuljahr begann am 10.April.

Die Schülerzahl betrug zu Anfang desselben = 147.

Davon entfielen auf die I. Klasse 73 Schüler, nämlich 41 Knaben und 32 Mädchen; auf die II. Klasse 74 Schüler, nämlich 40 Knaben und 34 Mädchen. Die Gesamtzahl der Knaben betrug somit 81, die der Mädchen 66.

Vom 20. bis einschl. 25. Mai Pfingstferien.

Am Morgen des 19.Juni wurde eine an Kindern in der Schulgemeinde auftretende Scharlachartige Krankheit offenbar. Die Kinder dieser Krankheit verdächtiger Familien wurden sofort zunächst vom Schulbesuch ausgeschlossen; dem Herrn Landrat wurde Anzeige gemacht. Am 24. Juni wurde durch den Herrn Kreisphysikus der Aausbruch des Scharlachs festgestellt. Am Abend des 27.Juni wurde auf Anordnung des Herrn Landrats die Schule für den Unterricht wegen erheblicher Ausbreitung des Scharlachs bis zur Beendigung der Sommerferien (10.-29.Juli) geschlossen.

Nach Ablauf der Sommerferien und nach völligen Erlöschen der Scharlachkrankheit wurde die Schule auf Anordnung des Königl. Landrats wieder eröffnet.

Der Sedantag wurde durch eine Schulfeier und durch Ausfall des Unterrichts festlich begannen.

Am 9.September verlautete, daß die Scharlachkrankheit in vier Familien der Schulgemeinde ausgebrochen sei. Die Kinder dieser Familien wurden bis auf Weiteres vom Schulbesuche ausgeschlossen. Dem Herrn Landrat wurde Anzeige gemacht.

Wochenbericht vom 11. bis 16.September: Zur Zeit sind 11Kinder bis Michaelis bis auf wöchentl. 2 Tage dispensiert; ferner fehlen 2 Kinder fast beständig wegen Krankheit des Vaters bzw. der Mutter; 7 Kinder I. Klasse waren, weil deren Familien Scharlachverdächtig. vom Schulbesuch ausgeschlossen.

Am 16.September wurde vom Herrn Kreisphysikus das Vorhandensein von Scharlach in zwei Familien festgestellt.

Am 18.September nachm. Prüfung der 13.-jährigen Kinder.

Am 20.September amtliche Kreiskonferenz in Berum.

Zu Anfang des Winterhalbjahres wurde das nur noch in abgenutzten Exemplaren vorhandene Flügge`sche Lesebuch durch Einführung des Lesebuchs für die Oberstufe ostfriesischer Volksschulen verdrängt.

Am 17.Oktober mußte der Unterricht von der I. Klasse wegen erheblicher Unpässlichkeit des I.Lehres leider ausfallen.

Auf die Bedeutung des Reformationstages wurde hingewiesen.

22. Dezember: In der letzten Stunde des letzten Unterrichtstages des letzten Jahres im 19. Jahrhundert ist den Schüler und Schülerinnen in einem festlichen Akte unter Hinrichs auf die Bedeutsamkeit des nächsten Jahrhunderte ein Rückblick auf die großen Ereignisse des zu Ende gehenden Jahrhunderts gegeben und ihnen zum Bewußtsein gebracht, wie es Pflicht des Geschehens sei, mit dank gegen das von den Vätern übernommene Erbe in Treue zu bewahren und fördern zu helfen.

27.Januar 1900. Der Geburtstag Sr. Majestät des Königs und Kaisers Wilhelm II. wurde in beiden Klassen festlich begangen.

Am Morgen des 16. Februars kann wegen sehr starken Schneetreibens nur einige Kinder zur Schule; dieselben wurden um 11 Uhr entlassen.

Am 1.März nachm. Teilnahme des I.Lehrers am Begräbnisse des sel. verst. Hauptlehrers, ---------------- und Organisten Baumfalk zu Hage.

Am 2.April vormittags Inspizierung der Schule durch den Königl. Kreisschulinspektor Herren Superintendenten Köppen zu Nesse.

Am 3.April nachm. "Judicafeier" in geschmückter Schule.

Am 7.März Schluß des Schuljahres.

Schuljahr Ostern 1900/1901

Schülerzahl am Anfang des Schuljahres:

I.Klasse Knaben 42
  Mädchen 34
Summe:   72 Schüler
II.Klasse Knaben 38
  Mädchen 34
Summe:   72 Schüler

Insgesamt: 148 Schüler

Der Unterricht begann am 23.April

Vom 2. bis 7.Juni Pfingstferien.

Am 13.Juni 10 Uhr in der Schule möglichster Lüftung 25 Grad, kurz vor 12 Uhr 27 Grad Wärme, deshalb Ausfall des Unterrichtes nachmittags.

Vom 16.Juli bis 4.August Sommerferien. Der Sedantag wurde am 1. September - Sonnabend - durch Vorführung der großen Geschehnisse 1870/71, durch Gesang und Ausfall des Unterrichts gefeiert.

Am Schlusse der 23. Schulwoche wurde auf die Bedeutung des Reformationstags hingewiesen.

Das 200. Königsjubiläum der preußischen Könige wurde am 18. Januar 1901 in der Schule festlich begangen.

Am 226.Januar nahm der II. Lehrer Albert Nannen nach ungefähr 9-jähriger Wirksamkeit hinselbst Abschied von der Schule, weil er auf 1.Februar 1901 nach Wermelskirchen, Reg.-Bez. Düsseldorf, berufen worden. Der Herr sei mit ihn, den guter Freunde!

Während der Vakanzzeit unterrichtete Hauptlehrer F. Abegg zu Großheide die II. Klasse hins. wöchentlich an vier Nachmittagen.

Königliche Regierung übertrug (bis) auf 1.März 1901 bis auf weiteres dem bisherigen Seminaristen Johannes Gerdes aus Westermarsch - Altendeich die Wahrnehmung der II. Klasse hiesiger Schule. Gerdes begann den Unterricht am 11.März.

Nachträglich sei bemerkt, daß am 19.Februar vormittags eine Inspizierung der Schule (I.Klasse) durch den Königlichen Kreisschulinspektor Herrn Superintendenten Köppen zu Nesse stattfand. Der Herr Kreisschulinspektor nahm Abschied von der Schule, da er am 1.Mai in den Ruhestand zu treten gedenke. Der Herr segne ihn, den pflichteifrigen und wohlwollenden guten Herrn Kreisschulinspektor Köppen!

Am 26.März nachmittags Judica-Feier in geschmückter Schule.

Am 30.März Ende des Schuljahres.

Bisher hat der Herr Geholfen!

J.G. Buschmann

I. Lehrer

Schuljahr Ostern 1901/1902

Das Schuljahr begann am 15.April.

Schülerzahl am 1.Mai 1901

I. Klasse: Knaben 42
  Mädchen 31
Summe:   76 Kinder
II. Klasse: Knaben 40
  Mädchen 36
Summe:   76 Kinder

Summe: 152 Kinder

Am 10.Juli 1901 vollendete nach längerer Krankheit - Lungenentzündung und Wassersucht - Cornelius Fischer geb. 12.Januar 1891, seit Ostern 1901 Schüler der I.Klasse.

Am 10.Juli amtliche Kreiskonferenz in Berum.

Der Sedanstag wurde in der Schule festlich begangen, der Unterricht viel aus.

Vom 30.September bis 12.Oktober Herbstferien.

Infolge Auftretens der Masern fehlten in der 22. Schulwoche in der I.Klasse 31 Kinder, in der 23. und in der 24. Woche über die Hälfte derselben.

Aus die Bedeutung des Reformationsdienstfestes wurde hingewiesen.

Am 28.November Rewision der Schule durch den Regierungs.- und Schulrat Bünger in Gemeinschaft mit den Herrn Landrat und den Herrn Kreisschulinspektor.

Sr. Majestät Geburtstag wurden in beiden Klassen festlich begangen.

Am 12. Febr. nachm. Rewision der Schule durch den Herrn Kreisschulinspektor Dr. Pastor Weerts in Gegenwart des Herrn Ortsschulinspektors.

Am 18. März nachm. Judica - Feier in geschmückter Schule.

Am 22.März Schluß des Schuljahres.

Am 19.März verstarb nach langer Krankheit Jann Hinrich van Eschen im 12. Lebensjahre.

Schuljahr Ostern 1902/1903

Der Unterricht begann am 7. April

Schülerzahl am Anfang des Schuljahres:

I. Klasse Knaben 43
  Mädchen 31
Summe:   74 Kinder
II. Klasse Knaben 35
  Mädchen 34
Summe:   69 Kinder

Summe: 143 Kinder

Am 2.Juni nachm. Ausfall des Unterrichts wegen Hitze.

Am 20. August amtl. Kreiskonferenz in Dornum.

Der Sedanstag wurde in der Schule festlich begangen. Auf die Bedeutung des Reformationsfestes wurde hingewiesen.

Am 13.Januar Teilnahme der Schule am Begräbnisse Harm Kleen`s, Schüler II.Klasse, gebrechend, gestorben nach kurzer Krankheit an Krämpfen.

Der Geburstag Sr. Majestät des Kaisers wurde in der Schule gefeiert.

Am 11.Febr. Revision der Schule durch der Königl. Kreisschulinspektor Herrn Dr. Weerts in Arle.

Am 4.April Schluß des Schuljahres.

Schuljahr Ostern 1903/1904

Beginn des Unterrichts am 20.April.

Schülerzahl am Anfang des Schuljahres:

I. Klasse Knaben 40
  Mädchen 31
Summe:   71 Kinder
II. Klasse Knaben 34
  Mädchen 43
Summe:   77 Kinder

Summe: 148 Kinder

Vom 17.7. bis 1.08. Sommerferien.

Am 5.August amtl. Kreiskonferenz in Dornum.

Der Sedanstag wurde unter Hinweis auf die Bedeutung derselben festlich begangen; der Unterricht fiel aus.

Der Klassenlehrer Johannes Gerdes ist auf 1.Oktober zum III. Lehrer in Hage gewählt. Die Wahl ist von Königlicher Regierung bestätigt. Der I. Lehrer Johannes Gerhard Buschmann befindet sich gegen Schluß des Sommerhalbjahres in körperlich und geistig schlechten Zustande.

Vom 27.09. bis 10.10 Herbstferien.

Der Zustand des I. Lehrers hat sich bis zum Beginn des Winterhalbjahres nicht gehoben.Der Unterricht wird ihm sehr schwer. Der Unterricht der II. Klasse wird während der Vakanz durch die Lehrer F. Abegg und Weingarten. - Großheide an Nachmittagen versehen.

Am 20. Oktober nachm. Ausfall des Unterrichts I. Klasse. Grund, Erkrankung des I. Lehrers. 23. Schulwoche: Wegen Erkrankung des I. Lehrers mußten nachm. Stunden, besonders nachmittags ausfallen.

Unterm 27.Oktober 1903 hat der I. Lehrer bei Königl. Regierung sofortige Beurlaubung vom Dienst und Pensionierung zum 1.Mai 1904 beantragt, Antrag gestützt auf ein kreisärztliches Attest, das Schwerhörigkeit mit, Nervenschwäche und Herzfehler feststellte.

Vom 9.November an unterrichtet der I.Lehrer bis auf weiteres nur vormittags.

Der II. Lehrer zu Neuefehn, Frerichs aus Norden, ist zum II.Lehrer hinselbst einstimmig gewählt und die Wahl vom Königl. Regierung zum 1.Januar 1904 bestätigt.

Königl. Regierung hat den I.Lehrer zunächst vom 23.12.1903 bis 1.2.1904 beurlaubt. Während der Beurlaubung desselben findet halbtags Unterricht statt, versehen durch den II. Lehrer.

Am 27.Januar fand sie übliche Schulfeier statt.

Königl. Regierung hat die Beurlaubung des I.Lehrers auf Grund eines kreisärztlichen Attestes bis zum 1.Mai 1904 verlängert.

Hauptlehrer F. Abegg - Großheide hat zur Entlastung des II.Lehrers und besonders zwecks Vermehrung der Unterrichtsstunden für die einzelnen Klassen übernommen, wöchentlich sechs Stunden hins. zu unterrichten.

Königl. Regierung hat unterm 17.März 1901 dem I.Lehrer J.G.Buschmann kundgegeben, daß entsprechend seinem Antrage vom 27.Oktober 1903 seine Pensionierung zum 1.Mai 1904 in Aussicht genommen.

Sein Übertritt in den Ruhestand erfolgt im 61. Lebensjahre nach reichlich 40 Dienstjahren. Er war zunächst und zwar von Mich. 1863 bis Anfang Juni 1865 II:Lehrer in Victobur, sodann vom 11.Juni 1865 bis 11. April 1878 I.Lerer zu Großefehn IV, seitdem I.Lehrer hinselbst.

"Bis hierher hat der Herr geholfen!"

Gott segne die mir lieb gewordene Schulgemeinde Kleinheide!

Kleinheide, den 29.März 1904

J.G. Buschmann

I.Lehrer

Was dem Schulbetrieb anbelangt, wird Folgendes hinzugefügt. Bis zum 1.April 1908 war die Schule durchweg zweiklassig mit 2 Lehrern. Es ist noch zu erwähnen, daß vom 1.September 1905 bis zum 1.April 1906 Halbtagsschule eingerichtet wurde, weil während dieser Zeit die 2. Stelle unbesetzt war. Ebenfalls mußte in dem Jahre 1906 vom 19.April bis 13.Juni und in dem Jahre 1907 vom 20.Juli bis zum 13.September Halbtagsschule eingerichtet werden, weil der 2.Lehrer während dieser Zeit zu Übungen einberufen wurde.

Am 19.Februar 1907 erwiederte der Herr Regierungs und Schulrat Banckmann in Gegenwart der Kreis.- und Ortsschulinspektor Herr Pastor Smidt die Schule.Er sprach sich lobend über die Leistungen der Schüler und über die Arbeit der Lehrer aus und rühmte besonders die vorzügliche Disziplin.

Vom 24. - 28.Juni 1906 fiel der Unterricht der 2.Klasse aus, weil der 2. Lehrer sich der zweiten Lehrerprüfung unterzog.

Ein Kind vorzüglicher Begabung war Trientje Tomkea Harms Kassens in Kleinheide. Das Mädchen wurde wegen guter Leistungen am 6.März 1907 vom 1. indem 2 Jahrgang versetzt. Ihre Leistungen waren in allen Fächern "sehr gut" mit Ausnahme im Singen und Schreiben die nur genügten.

Laut Verfügung wurde am 12.Juni 1907 wegen Leerfr.- und Betriebszählung nicht unterrichtet. In den ersten 3 Wochen nach den Herbstferien bis zum 1.November 1907 wurden beide Lehrer zur Vertretung nach Hage herangezogen, weil die 3. und 4. Lehrerstelle dort unbesetzt war. Der 1.Lehrer mußte an jeden Mittwoch 6 Stunden und der 2. Lehrer an jedem Sonnabend 6 Stunden in der 3.Klasse geben. Für jede Stunde bewilligte der Hager Schulvorstand 1,50 Mark. Außerdem verhielten beide Lehrer für jeden zurückgelegten Kilometer 0,15M.

Also gibt es doch noch Leute, die die Arbeit des Lehrers nicht der des Arbeitens gleichsetzten!

Zur Beschulung der Kinder aus Holzdorf, die bis Ende März 1908 die Schule in Hage besucht haben, erklärt sich am 9.März 1908 der Schulvorstand auf Anordnung der Königl. Regierung damit einverstanden, daß die zweiklassige Schule in Kleinheide einstweilen vom 1.April 1908 ab bis auf Weiteres in eine dreiklassige Schule mit zwei Lehrern umgewandelt wird, und die Holzdorfer Kinder der Schule in Kleinheide zugewiesen werden. Das selbe gilt auch von der Hälfte der Kinder aus Berumbur, die vorhin ebenfalls die Schule in Hage besuchten und von einigen Kindern aus Kleinheide, die zur Schule in Westermoordorf gingen. Die 3.-klassige Schule wurde nach den Osterferien einegerichtet.

Ostern 1908 besuchten 216 Kinder die hiesige Schule, davon waren 84 der ersten, 70 der zweiten und 62 der 3.Klasse zugeteilt. Die erste Klasse hat 28 Unterrichtsstunden, nämlich an jedem Vormittage von 8 - 12 Uhr und Montags.- und Donnerstagnachmittag von 2 - 4 Uhr.

Die zweite Klasse hat 24 Unterrichsstunden und zwar an jedem Vormittag von 8 - 12 Uhr mit Ausnahme am Mittwoch und Sonnabend. An diesen Tagen hat die zweite Klasse nur von 8 - 10 Uhr Unterricht. Außerdem wird die 2. Klasse noch am Dienstag und Freitagnachmittag von 2 - 4 Uhr unterrichtet.

Die dritte Klasse hat 12 Unterrichtstunden und zwar am Mittwoch.- und Sonnabendvormittag von 10 - 12 Uhr. An den anderen Wochentagen wird die Klasse nachmittags von 2 - 4 Uhr unterrichtet.

Jeder Lehrer hat 32 Stunden zu geben. Der 1.Lehrer unterrichtet 27 in der 1. und 5 Stunden in der 2.Klasse; der zweite Lehrer hat in der 1. eine, in der zweiten 19 und in der 3.Klasse 12 Stunden zu unterrichten.

Der Unterricht ist für die Lehrer besonders schwierig, weil die Schülerzahl in allen KLassen zu groß ist und die Kinder infolge dessen zu eng sitzen müssen, weil die Klassenräume zu klein sind und weil die Lüftung sehr mangelhaft ist. Dazu ist die Beleuchtung der 2.Klasse im Sommer schlecht, weil die Obstbäume des Lehrergartens vollständig die Fenster beschatten. Es wird geplant entweder in Kleinheide eine 3. Klasse oder in Holzdorf in Holzdorf eine einklassige Schule zu bauen. Wozu?

Am 23.Mai 1908, morgens 4 Uhr, starb der Schüler Jürgen Anton Bartels, Sohn des Arbeiters Anton Bartels in Kleinheide an Gehirnentzündung im noch nicht vollendeten 8. Lebensjahre. Er wurde am 11.September 1900 geboren und trat am 20.April 1906 in die Schule. In den ersten Jahren schien er ein kräftig entwickelter Knabe zu sein. Im letzten Winter konnte er aber wegen Krankheit nur wenig die Schule besuchen.

Nachdem die Schule zu Kleinheide vom 1.April 1908 bis zum 1.April 1909 ein dreiklassiges System aufzuweisen hatte, ist der Schulbetrieb seither wieder in seine alten Bahnen gelenkt. Die enorm hohe Schülerzahl hatte zur natürlichen Folge die Erbauung der Holzdorfer Schule. Seit dem existieren in Kleinheide wieder nur zwei Klassen. Die erste zählt rd. 50, die zweite 90 Kinder.

Das unproportionierte Verhältnis schreibt sich daher, daß der jüngere Jahrgang der Mittelstufe nicht auf einem allzuhohen Niveau der Bildungsstufe steht. Er dafür noch ein Jahr den Stoff der zweiten Klasse kosten. In der einklassigen Schule zu Holzdorf repräsentiert sich die stattliche Schülerzahl: 70.

Aus genannten Ziffern geht hervor, daß sich an beiden Orten die Schullokale alle erdenkliche Mühe geben, um der kolossalen Menge in ihren Mauern ein bequemes Plätzchen darbieten zu können. Die Nachteile einer solchen Enge auf den Bänken wird sich jeder selbst klar machen können.

Am letzten Montag vor den Osterferien des Jahres 1909 sei noch kurz der Schulrevision - Besuch des Herrn Regierungs.- und Schulrats Baneckmann und des Kreis.- und Ortsschulinspektors Herrn Pastor Smidt genannt. Nach zweistündiger Revision war der Besuch beendet.

Vom 24. bis 27.Mai 1909 fiel wegen der zweiten Lehrerprüfung der Unterricht aus.

Am Freitag, den 16.Juli 1909 machte die Kleinheider Schule (erste Klasse) einen Ausflug nach Norderney. Leider war das Wetter das denkbar ungünstigste: Jupiter Peurius überschüttete uns zu reichlich mit seinen Gaben. Nichtsdestsoweniger war die Stimmung gut. Mit Wagen ging`s nach Norddeich, mit dem Dampfer der vereinigten Reederei nach der Insel. Ein solchen Besuch wie ähnliche Ausflüge sind sehr lehrreich, wecken Gemüt und Aufmerksamkeit und seien darum den folgenden Zeiten auf`s wärmste empfohlen.

Am 1.August 1914 brach der gegenwärtige Krieg aus, der auch auf unsere Schule seine Schatten warf. Der 1.Lehrer Kreinsen, der am Freitag den 30.Juli 1914 von einer Ferienreise zurückkehrte, mußte sich am folgenden Morgen in Norden als gedienten Landstürmermann stellen. In Ostfriesland wurde nämlich, da die Küste bedroht erschien, zuerts der ger. Landsturm aufgeboten. Nachdem Kreinsen kurze Zeit eingezogen war, wurde er wieder entlassen.

Er hat sich während des Krieges noch mehrfach stellen müssen. Bei der letzten Musterung (18.03.1916) wurde er für garnisionsdienst fähig befunden worden. Ebenso ging es dem 2.Lehrer Heimberg.

Zu Beginn des Krieges (5.August 1914) fand in der Hager Kirche ein allgemeiner Bußtag statt. Das Gotteshaus war übervoll. Auch die hiesige Gemeinde, namentlich die jungen Krieger hatten sich sehr zahlreich eingefunden. Überall herrschte große Siegeszuversicht. Bald traten dann auch Nachrichten von großen Siegen ein. Belgien war bald unser. Aber auch im Osten errangen wir große Erfolge. Alle Siege wurden in der Schule gebührend besprochen.

Zweimal waren die Kinder nachnittags siegerfrei. (20.August 1916 Nowo Georgienks und 27.August 1916 Prest - Litonsk gefallen).

Da während des Sommers 1915 die nötigen Arbeitskräfte fehlten, haben sich sämtliche größeren Kinder der Landwirtschaft zur Verfügung gestellt. Alle haben fleißig mitgeholfen.

Während des Krieges wurden Brotkarten ausgegeben. Die Kinder wurden mehrfach ermahnt, sparsam mit dem Brot und Brotmarken umzugehen. Auch wurde ihnen wiederholt eingeschärft, daß es streng verboten sei, Brotgetreide zu verfüttern.

Auch an der Goldsammlung und Kriegsanleihen hat die hiesige Gemeinde Anteil genommen.

Zur Zeit (Sommer 1916) sind die Schulkinder eifrig mit dem Sammeln von Brennesseln beschäftigt. Aus diesen sollen Tuche hergestellt werden. Wir haben uns vorgenommen 100 Pfd. abzuliefern, doch wird es wohl schwer , diese zusammen zu kommen, da 90% beim trocknen verlohren gehen.

Erwähnenswert ist noch, daß schon verschiedene Feldgrenzer aus unserer Gemeinde das Eiserne Kreuz bekommen haben: Daniel Hansen (später gefallen), Heinrich Wunder, Jann Diekena, Jann Cassens. Die drei letzten haben früher unsere Schule besucht.

Die Schülerzahl schwankte in den Kriegsjahren erheblich. Während Ende 1923 noch über 140 Kinder die Schule besuchten, sank die Zahl bis 1930 auf 92 Kinder. Jetzt, 1931, ist die Zahl wieder gestiegen und beträgt am 1.Oktober 1931 genau 100.

Es verteilen sich die Kinder wie folgt:

Klasse 3 (1. + 2. Jahrgang) 41 Kinder (15 M , 26 K)
Klasse 2 (3. + 4. Jahrgang) 21 Kinder (10 M , 11 K)
Klasse 1 (5.+6.+7.+8. Jahrgang) 38 Kinder (20 M , 18 K)

Ostern 1932 wird die Zahl weiter steigen, da nur 6 Kinder zur Entlassung kommen und ein Zugang von 15 - 20 Kinder zu erwarten ist.

Am 10.3.1932 feierte Herr Hauptlehrer Kreinsen sein 40.-jähriges Amtsjubiläum. Es fand in der Schule eine Feier statt. Abends überreichte der Schulvorstand eine Ehrung. Der Herr Schulrat konnte wegen Erkrankung nicht an der Feier teilnehmen.

Die Kinder überreichten einen Blumenkorb und zwei Bilder von der Schulbehörde. An der Feier des Schulvorstandes überbrachten Lehrer de Vries die Glückwünsche des Schulvorstandes und wünschten dem Jubilar bis zum Ende seiner Tätigkeit das gleich Wohlergehen, Freude und Befriedigung.

Eine Bewirtung der Schulkinder mit Schokolade und Zwieback folgte im Laufe der Woche.

Kinderzahlen Ostern 1932

Klasse III: Knaben Mädchen Zusammen
I. Jahrgang 15 4 19
II. Jahrgang 13 7 20
Summe 28 11 39
Klasse II. Knaben Mädchen Zusammen
3. Jahrgang 9 8 17
4. Jahrgang 5 5 10
Summe 14 13 27

Gesamtschülerzahl am 1.5.1932

  Knaben Mädchen Zusammen
Klasse I. 19 22 41
Klasse II. 14 13 27
Klasse III. 28 11 39
Summe 61 46 107

Aus der Holzdorfer Schule wurden 6 Kinder ausgeschult und unserer Schule überwiesen. Durch Zuzug kommen 2 Kinder zu, so daß die Schülerzahl am 15.Juni 115 Kinder beträgt.

Bild02

Fahne

Am Mittwoch, den 8. März 1939, war schulfrei wegen des Sieges der nationalen Front, eine Vereinigung der Deutschnationalen Kampffront schwarz - weiß - rot mit den Nationalsozialisten bei den Reichstags.- und Landtagswahlen am 5.März 1933. An demselben Tage wurden auf der Schule durch S.A. Leute die Hakenkreuzfahne und die Preussenflagge gehisst.

Am 21.März 1933 war eine Schulfeier anläßlich des Staatsaktes in Potsdam zum Beginn des Reichstages. Die Feier aus Potsdam wurde durch Lautsprecher in der Klasse übertragen.

Die Osterferien wurden verlängert bis zum 1.Mai. Der erste Mai wurde zum Festtag der nationalen Arbeit erklärt. Am Mittwoch fand in der Schule die Übertragung der Jugendkundgebung aus dem Berliner Lustgarten statt. Am Nachmittag nahmen die Lehrer an dem Umzug in Norden teil, an dem sich etwa 6000 Männer der arbeitenden Klasse und Berufe beteiligten.

Schülerzahl am 1.Mai 1933

  Knaben Mädchen Zusammen
Klasse I. 20 27 47
Klasse II. 20 18 38
Klasse III. 26 13 39
Summe 66 58 124

 

Bild02

Bild der Schule

Stand: Juni 1946 nach Fortgang der Berliner und Umschulung Holzdorf

Schul Einheimische Flüchtlinge Berliner Gesamt Klasse    
jahr K M S K M S K M S K M S   K. M. S
                               
1 22 18 40 3 2 5 0 0 0 25 20 45 I. 25 - 20 45
2+3 15 15 30 3 3 6 0 0 0 18 18 36 II.    
3+4 12 13 25 1 6 7 0 0 0 13 19 32 II. 31 - 37 68
4+5 15 13 28 2 0 2 0 0 0 17 13 30 III.    
5+6 5 14 19 3 3 6 0 0 0 8 17 25 III. 25 - 30 55
6+7 9 8 17 1 1 2 0 0 0 10 9 19 IV.    
7+8 4 5 9 1 0 1 0 0 0 5 5 10 IV. 15 - 14 29
Summe 84 86 168 14 15 29 0 0 0 96 101 197   96 - 101 197

Stand am 1.Dezember 1946

Einheimische Ortsfremde Gesamtzahl    
S - K M S K M S K M Summe   Bemerkungen
jahr ev. kath ev. kath Su. ev. kath ev. kath Su. ev. kath ev. kath      
                                  Die im Herbst eingeschulten Kinder der des
1 23 0 20 0 43 4 4 3 1 12 27 4 23 1 55   2 - 6 Jahrgangs werden um 1/2 Jahr
2 15 0 13 0 28 1 0 1 1 3 16 0 14 1 31   zurückdatiert. Dadurch wird der 1. Jahr-
3 11 0 13 0 24 1 2 4 0 7 12 2 17 0 31   gang verstärkt während der 6. wegfällt.
4 15 0 13 0 28 1 3 0 1 5 16 3 13 1 33    
5 5 0 14 0 19 1 1 3 0 5 6 1 17 0 24   1949 findet keine Entlassung statt.
6                                  
7 10 0 8 0 18 1 0 0 0 1 11 0 8 0 19    
8 3 0 5 0 8 1 1 -1 0 3 4 1 6 0 11    
Su. 82 0 86 0 168 10 11 12 3 36 92 11 98 3 205    
                                   
                                   

1946

Zum 1.2.1946 wurde der Lehrer Zahn auf Wunsch der Gemeinde von hier versetzt nach Loquard während gleichzeitig ich der Lehrer Bloem von Loquard nach hier versetzt wurde. Weil die im Schulhaus als Flüchtlinge untergebrachten Eltern des Zahn am 1.2. ihre goldene Hochzeit feierten vollzog sich der Umzug erst am 6./7.II. und am 11.II. übernahm ich den Unterricht. Ich fand vor eine vierklassige Schule mit 3 Lehrkräften und zwei Räumen. Die Zahl der Kinder einschließlich Flüchtlingskinder und Kinder aus Berlin beträgt 222 und war aufgeteilt:

Schulj. Einheimische Flüchtlinge Berliner Summe Kinder Klasse
  Knaben Mädchen Knaben Mädchen Knaben Mädchen Kn M Summe  
1 20 13 2 0 2 0 22 13 35 Klasse
2 11 16 1 0 1 0 12 16 28 1 = 35 Kinder
3 17 15 2 3 5 0 19 18 37 Klasse
4 21 10 1 4 5 4 22 15 37 2 = 74 Kinder
5 4 17 2 2 2 2 12 21 33 Klasse
6 13 9 1 1 0 0 14 16 24 3 = 57 Kinder
7 4 5 0 0 0 0 0 0 0  
8 7 6 1 0 5 0 4 5 9 Klasse
Su. 97 91 8 6 17 0 18 8 19 4 = 28 Kinder
  198 Kinder 14 Kinder 19 Kinder 118 - 104 K 222 Kinder  

Große Schwierigkeiten machte mir die Aufstellung des Stundenplans um allen Kindern und allen Lehrern gerecht zu werden. Meine Koll. sind: Reinbacher, etwa 40 - 45 Jahre alt, aus dem Osten kommend und auch wie ich am 1.II angestellt und Frl. Rykena, Schulamtsanwärter, Ostfriesin am 1.September hier angestellt. Also alles Neulinge am Ort. Zunächst kann der Unterricht nicht voll aufgenommen werden, da es an Brennmaterial fehlt. Des vorhandenen Kotes, Torf, die Briketts und das Holz hat Koll. Zahn, als sein Eigentum mitgenommen. Bald erhalte ich aber vom Wirtschaftsamt 27 Ztr.Brikett, sodaß die Heizung in Betrieb gesetzt werden kann. Es ist so geregelt, daß der Lehrer die Heizung bedient und dafür seine Wohnung mitheizt. Auf diese Weise wäre aber der Bestand in 2 bis 3 Wochen verbraucht und deswegen habe ich auch die Heizung meiner Wohnung verzichtet und nur die Schule und auch die sehr sparsam geheizt. Auf diese Weise gelang es mir, den Unterricht durchzuhalten.

An Lernbücher sind bis Ostern vorhanden:

1. Jahrg. Fibel und Rechenbuch. II. Jahrg. Lesebuch und Rechenbuch. III. und IV. Jahrg. dasselbe. V. bis VIII. Jahrg. aber nur Lesebuch, nach Ostern kam dazu Resiebach. Die Bücher sind aber nur in geringer Zahl vorhanden. Lesebuch V. bis VIII. z.B. für 85 Kinder und 2 Lehrer nur 38 Bücher, sodaß mehrere Kinder ein Buch haben.

Am 8. Mai wurden die Berliner Kinder abtransportiert wodurch die Schülerzahl auf 209 sank. Am 15.Mai kam noch ein kleiner Rückgang. Kollege de Vries, Holzdorf, hatte einen nach Kleinheide gehörenden Anfänger in Holzdorf aufgenommen. Darauf machen die Nachbarn auch Anspruch auf die näher liegende Holzdorfer Schule und nach Sitzung des Schulvorstandes und Besprechung mit dem Schulrat gilt Kleinheide noch 10 Kinder an Holzdorf ab sodaß wir noch 199 behalten. Unter diesen sind jetzt 19 Flüchtlingskinder. Die ersten Flüchtlinge, die hier eintrafen stammen aus Ostpreußen - Pommern. Im April kam ein Schub aus Schlesien.

Die Gemeinde hat etwa 250 Flüchtlinge aufgenommen; bei etwa 1250 Einwohnern also rd. 20%. Dadurch sind die Wohnverhältnisse äußerst knapp. Schwerer ist die Ernährungsfrage. Eigentümlicherweise sind die Flüchtlinge der Meinung, daß wir hiernach von allen vollauf haben und verlangen, daß wir das, was wir, ebenso wie sie, auf Marken bekommen mit ihnen teilen. Tag für Tag überschwemmen die Flüchtlinge der Umgebung die Straßen und grasen Haus für Haus die Dörfer ab. Kartoffeln, Eier, Speck, Wurst, Brot, so die gefragten Sachen. Dazu kommen die evg. Ostfrieslandfahrer, die aus dem Industriegebiet kommen und Stahlwaren, Spielsachen, Kurzwaren, Zigarren, Tee gegen Lebensmittel eintauschen. Es gibt natürlich dankbare, bescheidene und herausfordernd freche.

Ich selbst habe in meiner Wohnung zwei Familien. Einmal die Eltern meines Vorgängers Zahn. Der alte Herr ist sehr unzufrieden, Gab ich ihm ein Stück Garten in Größe von 4 - 5 a, lag es ihm nicht günstig. Gab ich ihm den Keller, konnte er nicht verschlossen werden u.s.w.

Anders die fühfköpfige Familie Lorenz. Dankbar für jede kleine Zuwendung. Sei es nur die gelesene Zeitung.

1946 wurde wieder Anfang und Ende des Schuljahres auf den Ostertermin verlegt. Unter dem Hitlerregiment waren diese Punkte auf den Herbst verlegt. Das 8. Schuljahr wurde aber noch zu Ostern entlassen, weil es auch noch zu Ostern eingetreten war. So hatten wir in den letzten 5 Jahren von Ostern bis August keinen 8. Jahrgang. Jetzt geht es also wieder von Ostern zu Ostern. Da wir im Herbst 1945 noch aufgenommen hatten, nahmen wir jetzt zu Ostern nur die Kinder auf, die Vierteljahr 1.Jan. bis 31.März 6 Jahre alt wurden.

Die Bücher aus der Hitlerzeit dürfen natürlich nicht mehr gebraucht werden. Die offensichtlich auf nazistischen Geist aufgebauten Bücher sind angeliefert und eingestampft, die anderen sind bis auf weiteres hinter Schloß und Riegel. Die Kinder hatten zunächst kein Lesebuch in Händen. Nach und nach kommen neue Bücher zur Ausgabe. Bis jetzt sind ausgegeben. Lesebuch II.Jahrg., Lesebuch III./IV. Jahrgang., Rechenbuch II.Jahrg., Rechenbuch III./IV., Fibel I.Jahrgang, Rechenbuch I.Jahrg., Lesebuch 5 - 8 Jahrg., Poesie 5 _ 8 Jahrg.

Zwischen Ostern und Pfingsten 1946 erhielt ich 400 Schreibhefte zugeteilt. Die vorhandenen Schiefertafeln sind im Laufe der Jahre in die Brüche gegangen, Hefte gabs schon lange nicht mehr. Die Kinder schrieben auf Fetzen oder überhaupt nicht. Zu Pfingsten erhielten wir ebenfalls eine Sammlung von Rechenaufgaben auf Einzelblättern. Das bedeutet eine große Ersparnis an Kreide, da wir nun nicht mehr so viele Aufgaben an die Tafel zu schreiben brauchen. Und Kreide ist ebenso rar wie alles andere. Tinte fehlt, Bleistifte, Federchen. Jeder sehe wie er sich durchschlägt. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg! Dieser Wille fehlt der Reinmachefrau. Weil es keine Besen, keine Scheuertücher, keine Putzlappen, keine ..., keine ....gibt, läßt sie die Schule verdrecken und auf Asprache hat sie nur die Entgegnung: Verschaffen Sie mir Material. Also müssen die großen Mädchen einspringen. Um das Übel zu vergrößern. Die Gemeinde muß 4 Welblechbaracken ausbauen für die Flüchtlinge. Zement dazu wird angefahren, aber lose, nicht in Säcken. Wo lagern? Der Werkraum der Schule wird beschlagnahmt. Unter normalen Umständen käme so etwas ja nicht in Frage, aber wir haben den Krieg verspielt, sind nicht mehr Herr im eigenem Hause und müssen jetzt parieren. Also wird der Zement in dem Werkraum geschaufelt. Wie gesagt für einige Tage, meine Erfahrung sagt, für einige Monate. Die Sauberkeit wird weder so noch so gefördert. Eine böse Sache ist die Heizungsfrage für den nächsten Winter.

1937/38 wurde die Schule und Lehrerwohnung neu gebaut. Nebenbei gesagt, viel zu klein. Ich sehe, daß schon in den Jahren vor 1933 die Schülerzahl 124 betrug und ein Steigen in Aussicht stand. Jetzt sind es die Flüchtlinge u.a. abgerechnet 176. Also ist anzunehmen, daß zur Zeit des Neubaues rund 150 Kinder und die Aussicht auf weiteres Steigen vorhanden waren. Wie man da noch eine zweikalssige Schule mit Dienstwohnung bauen konnte! Eine vierklassige Schule, verbunden mit zwei Wohnungen für Verheiratete und auf der Schule vielleicht zwei Wohnungen für Unverheiratete, wäre vernünftig gewesen. Jetzt sitzen wir in der Klemme. Die Wohnung ist prima. Unten drei Stuben, Küche, Speisekammer, Waschküche, Bad, Klosett, Scheune. Oben zwei Kammern (mit Schrägwand) zwei Nebenräume. Unter dem Maiseld. zwei Keller, ein Heizungskeller. Dazu ausbaufähiger Bodenraum. Die Schule hat zwei Klassenräume mit 60 bzw. 54 Sitzplätzen, Werkraum, Lehrerzimmer. Schule und Haus haben gemeinsame Heizung und Wasserversorgung. Der Heizkessel liegt im Keller der Wohnung. Der Lehrer hat die Wartung der Heizung zu übernehmen, dafür heitzt er seine Wohnung mit. Alles ganz schön, wenn Heizungsmaterial vorhanden ist. Nach den Rechnungen verbrauchte man hier jährlich rd. 300 Ztr. Koks. Als ich im Febr. nach hier kam war kein Gramm Brennstoff vorhanden. Böse Zungen behaupten Herr Zahn habe drei Lastwagen voll Koks und Brikett auch Torf und Holz fortgeschafft. Auf Antrag bekam ich 27 Ztr. Brikett vom Wirtschaftsamt, sodaß wir uns so halbwegs über den Winter hinweg geholfen haben.Die Pfingstferien 1946 wurden auf Kosten der Sommerferien verlängert, um Gelegenheit zu geben, für den eigenen Bedarf Torf zu graben. Ich habe mich bemüht ein Stück Moor zugewiesen zu bekommen - aber vergeblich.

Leider sind die Pfingstferien verregnet, wodurch der Torfstich sehr erschwert wurde. Nach Pfingsten soll in Gemeinschaftsarbeit Torf für die Flüchtlinge und Schule gegraben werden.

Plan

Grundriß der Schule

Die Schule ist im Besitz eines Rundfunkempfängers. Mende 216 angeschafft. Unter der Naziherrschaft diente der Apparat nur zum Empfang der Nazipropaganda. Bald nach der Kapitulation wurde der Schulfunk aufgezogen. Zunächst konnte oben kein gebrauch davon gemacht werden, weil um die Zeit des Schulfunks gewöhnlich Stromsperre war. Seit März 1946 können wir regelmäßig hören. Die Schulfunksendungen kommen durch von 9.15 - 10.00 Uhr, jedesmal zwei Sendungen. Wir hören: Dienstag 9.15 - 9.35 Uhr "Tiere um uns". Mittwochs 9.15 bis 9.35 Uhr Deutsch. Aufsatzpp. Freitag 9.40 - 10.05 Uhr. Wie sie lebten und Sonnabend 9.15 - 9.35 Uhr der Garten. Selbstverständlich darf der monatliche Bericht darüber nicht fehlen.

Am 6.Juli 1946 besuchte der Herr Schulrat Dirks aus Norden unsere Schule zu ungelegener Stunde. Am 4. war ein Klassenzimmer vom Bürgermeister beschlagnahmt zur Unterbringung von Flüchtlingen. Für vier Klassen stand nur ein Raum zur Verfügung. Als der Herr Schulrat kam, war ich mit meiner Klasse im Walde: Unterricht im Freien.... Fräulein Rykena mit einer Klasse beim Turnen und Herr Reinbacher im Bau. Der Besuch galt hauptsächlich Frl. Rykena die dann eine Deutschstunde (Sprachlehre: Gegenwart - Vergangenheit - Zukunft und eine Rechenstunde. Abnehmen und Teilen im Bereich des 1x1 vorführte. Der Herr Schulrat händigte mir ein Handstück: Lehrplan für den Religionsunterricht an Volksschulen - aus.

Am 18.Oktober besuchte Herr Schulrat Lüken die Schule. Herr Schulrat Eißfeld der seit Sept. die Schulratsgeschäfte übernommen hatte, ist versetzt nach Einbeck und Herr Lüken - Emden übernimmt die Vertretung. Da Koll. Reinbacher sich seit dem Wiederbeginn des Unterrichtes (15.Okt.) im Krankenhaus Norden befindet (Augenleiden) konnten beide anwesenden Lehrkräfte nicht diejenigen Klassen vorführen sondern ich den 5. und 6. Jahrg. im Rechnen (Kürzen der Brüche und Frl. Rykena den 2. Jahrg. im Deutschen (das Wiewort und im Rechnen Add. 10 - 20).

Und am 23.November besuchte der Herr Reg.-Rat Bibow die Schule. Ich behandelte mit dem 7. und 8. Jahrg. - am 24. war Totenfest das Gedicht "Die Toten". Der Herr Reg.- Rat legt besonderen Wert auf äußerste Schulzucht und freies Erzählen.

Abschrift: An alle Schulen der Schulaufsichtsbezirk Norden.

Die monatlichen Meldungen betr. Schülerzahlen und Rundfunk sind nicht mehr wie bisher zum 15.Mai j. Monats sondern bis spätestens 10. j. Monats nach hier einzureichen. Auf der Rückseite jeder Schülerzahlmeldung ist in Zukunft ein Vermerk zu machen betr. ganztägigen oder nicht ganztägiger Unterricht.

Ganztägiger Unterricht bedeutet:

Oberstufe (5 - 8) mindestens 25 Wochenstunden (Stunde: Je 60 Minuten einschl. Pause)

Grundschule (1 - 4) im Durchschnitt 20 Wochenstunden (Stunde: Je 60 Minuten einschl. Pause)

2) Bis zum 20.Dez.1946 von jeder Schule ein Bericht über den Gesundheitszustand der Schulkinder nach hier einzureichen.

3) Folgende Verfügung der Militärregierung wird hiermit bekanntgegeben.

Karten, auf denen die Grenzen Deutschlands zwischen 1919 und 1937 verzeichnet sind, können benutzt werden; nicht aber Karten Großdeutschlands u.s.w.; auch nicht Karten mit den ehemaligen Kolonien oder Gebieten, die durch den Versailler Vertrag verloren gingen. Geschichtskarten, in denen die tatsächlichen Grenzen zu einem bestimmten Zeitpunkt für historische Zwecke angegeben sind, können benutzt werden.

Hier liegen vor und können benutzt werden:

1. Planskizze der Gemeinde .................. Bloem ---------------gez. Lüken.

2. Meßtischblatt Norden, 3. Ostfriesland ------------- Wildfang., 4. Umrißkarten Ostfriesland (Rückseite Nordwestdeutschland)

5. Hannover, 6. Deutschland, 7. Deutschland phys., 8. Europa, 9. Europa, 10. Westliche Halbkugel, 11. Östliche Halbkugel, 12. Die Erde, 13. Globus, 14. Deutschlands Entwicklung

und müssen Sichergestellt werden:

1. Kolonialkarte

2. Deutsche erschließen die Welt

Ab 11. Nov.1946 ist die ländliche Fortbildungsschule in Betrieb. Die Schule sollte als zweiklassig geführt werden. Zugeteilt waren die Jungen aus den Gemeinden Berum, Berumbur, Berumerfehn, und Blandorf Wichte. Von Berumerfehn und von Berum wurde wegen des weiten Weges Einspruch erhoben und diese Schüler die sich hier nicht haben blicken lassen, im Dez. nach Ostermoordorf und Hage eingeschult. Von den verbliebenen Kindern erscheinen etwa 50%.

Am 19.12 streikten etwa 80% der Schulmädel vom Handarbeitsunterricht. Bei der Nachforschung gaben die meisten als Grund an, mangeldes Material.

Am 22.12.1946 Beginn der Weihnachtsferien - U.B. 7.Jan.1947 Voraussichtlich wegen Einstellung der Heizung erst später.

Am 22.12.1946 feierten wir die Schulweihnacht. Es war dieses Jahr die erste Weihnachtsfeier der Schule Kleinheide. Eine Sammlung hatte soviel erbracht, daß außer den Schulkindern noch etwa 60 Kleinkinder mit Spekulatius, Brötchen, Teekuchen, Stutenkerle und Milch bewirtet werden konnten. Die Feier fand dermaßen Anklang, daß trotz Wiederholung die Klassentür buchstäblich nicht geschlossen werden konnte.

Die Weihnachtsferien wurden zunächst bis zum 20.1.1947 verlängert. Die für den Monat Dezember zugewiesenen 20 Ztr. Brikett sind nie eingetroffen. Zu allem setzte dieser Winter mit strengen und langdauerndem Frost (bis 18.3.1947) ein. Infolgedessen konnten am 20.01.1947 nicht begonnen werden und es setzte der Notbehelf des Aufgabenbetrieb ein. Jeden 2.Tag geben die Kinder ihre Hausarbeiten ab und nehmen neue entgegen. Wegen der Kälte und des Schneetreibens treten nur Bruchteile der Kinder an. Der Frost hat Schäden angerichtet. Kartoffeln und Rüben in den Mieten sind erfroren. Wintersaat ist ausgewintert. In der Heizungsanlage einige Rohrbrüche, obwohl Wasser abgelassen - muß sich also doch noch etwas angesammelt haben. Der Installateur behauptete, es sei mehr Rost.- als Frostschaden. Am 15.3. war er hier, konnte aber des Frostes wegen nicht arbeiten. Am 20.3. hatte ich ihm wieder hier. Im Bad sowie in Zimmer der Flüchtlinge war die Niete eines Heizkörpers abgesprengt (abgerostet) und ergab Leckstellen.

Nach Behebung des Schadens konnte, nach dem 14. und 20.Februar Torf angefahren war, am 24.März der Unterricht voll aufgenommen werden. Um die verlorene Zeit auszugleichen wurde folgende Regelung, allgemein, getroffen.

1. Ostern und Pfingstferien fallen aus.

2. Sommer.- und Herbstferien erstrecken sich auf 31 Tage. Schluß des Schuljahres 30.April1947.

Beginn des neuen Schuljahres 6.Mai 1947.

Die Kinder, die zu Ostern bzw. 1.April eine Stelle antreten, können am 27.März entlassen werden. Von letzten Angebot wurde reichlich, wie ich argwöhne, unberechtigt Gebrauch gemacht. Ich hatte in den letzten Tagen des April nur noch 3 Kinder der zur Entlassung komenden in der Schule; einige andere ließen sich ab und zu einmal blicken.

Am 21.4.1947 Schulleitertagung in Norden,Lüken verreist. Leitung:Dirksen.

T.O. Für Entlassungszeugnisse gibts Formblätter, Halbjahreszeugnisse Selbsthilfe.

Listenvorlage bei Revisionen - Zeugnisnummern 1. bis 5. Im Sommer Wettkämpfe der Schulen - Schülerzahlen nach Stand vom 6.5. mit Angabe, wieviel Kinder engl. Unterr. genießen. - Wieviel Kohlen können gelagert werden? Lehrerinnen mit OLy Bildung können ohne weiteres engl. Unt. geben. - Vom 1. - 5.Mai keine Ferien -

Es laufen Meldungen ein über unpünktlichen und lässigen Dienst. Sommerferien 23 Tage - Herbstferien 14 Tage. Eine Woche kann abgetrennt werden zum Torfgraben - Prüfungen für Absolventen der LBA.

Schreibhefte werden verteilt nach Eingang der neuen Schülerzahlen, Tafeln?, Fibeln???, - Lesereihe Kuckuck monatlich 1 Heft zu 16 Seiten - 1,20 RM. - Flüchtlingseinewöhnung.

MII.Reg. bemängelt vorgekommene Fälle von Korruption - und Schwarzhandel der Lehrer. - Ausbildung von Schädlingsbekämpfern in Häusern. Marionettentheater Dortmund hat Schulgenehmigung. - Wo sind noch Nazibücher? Wer kann dem Minister Fachliteratur abgeben. Versetzung in Ruhestand mit Ablauf des Monats in dem das 65 vollendet wird, - es kann eine kurzfristige Weiterbeschäftigung erfolgen. Heilkräuter werden bezahlt. (Kleinheide 23,69RM).

Verboten:

Vene Märchen Gebr. Grimm - Deutsche Hausbücher. Großer Duden. - 100 Gedichte von Dehmel - Brennstoffverbrauch.

II.Lehrerprüfung - Fibeln? 2000+8000 angewiesen, aber wann? - Schulspeisung ------

In den Sommerferien machte die Schule einen Ausflug nach Norderney. Mit der Bahn fuhren wir von Hage nach Norddeich. Abends fuhr kein Zug und wir wurden mit einem Pferdefuhrwerk vom Bahnhof Norden abgeholt. Statt der erwarteten 4 Wagen erschienen aber nur A. Schoolmann und Dekena mit je einem Wagen, sodaß die Lehrer und ein Teil der Kinder den Heimweg zu Fuß machen mußten. Die Kosten der Fahrt konnten aus den Rest des Weihnachtsgeldes 1946 und aus den Erlös der Heilkräutersammlung bestritten werden.

Am 22. und 23. und 24.Dez.1947 feierten wir wieder ein Weihnachten. Die Sammlung erbrachte viel weniger als 1946, sodaß die noch nicht schulpflichtigen Kinder nicht mit Beschert werden konnten.

Es kam noch hinzu, daß ein Georg Schoolmann erklärte, nichts spenden zu wollen, weil sein kleiner Junge im vorigen Jahr nicht mit beschert worden sei. So erhielt jedes Kind 1 Weißbrot (25-) 500gr. und drei schnitte Teekuchen. Die Weißbrote backte Germann prima. den Teekuchen Schmidt unansehnlich. Hingebracht war weißes Mehl - verbacken war graues Mehl. Auch entsprach der Belag mit Butter und Zucker nicht den Erwartungen. Am Montag, einige Stunden vor der Feier erhielten wir noch eine Zuteilung im Rahmen der Hoover Schulspeisung, sodaß jedes Kind noch 8 Würfel (40 gr.) Schokolade, 1 Tütchen (28 gr.) mit Schokolade überzogene Erdnüsse, 7 Bonbons, 1 Rolle Drops und 1 Einzeldrops und 4 Stücke Keks erhielt.

Es war eine böse Rechnerei, Wiegerei und Abzählerei, daß jedes Kind gleich bedacht wurde. Von der gelieferten Trockenmilch und der gesammelten Vollmilch, dem Kakao und Zucker kochte meine Frau Schokolade, sodaß jedes Kind drei Tassen Schokolade bekamm.

Montag feierte die 3. und 4. Klasse und bekamen: Weißbrot - Teekuchen - Schokolade - Drops. Dienstag feierte die 1. und 2. Klasse und erhielten dasselbe. Mittwoch war Schokoladetrinken aller Klassen und Austeilung der Keks - Bonbons - Erdnüsse und 1 Drops. Ettilde Schönfeld beteiligte sich nicht an der Feier.

Januar 1948 übernahm Herr Schulrat Lüken den Kreis Norden.

In den Weihnachtsferien 1947 erkrankte die Laienhelferin Frl. Rykena Sie fand Aufnahme in der Landeskrankenanstalt Hage. Koll. Reinbacher und ich mußten 4 Klassen übernehmen. Reinbacher Klasse I. und III. ich II. und IV. Während ihrer Krankheit erhielt Frl. Rykena die Aufforderung, an der Aufnahmeprüfung der Päd. Hochschule teilzunehmen; leider nicht ausführbar. Mitte März wollte Frl. R den Unterricht wieder aufnehmen; am Tage vorher erhielt sie die Nachricht, daß sie bis zum 31.März aus den Schuldienst entlassen sei.

Schülerstärke bei Beginn des Schuljahres 1948:

  Einheimische Ortsfremde Gesamtzahl Bemerkungen
Jahr Knaben Mädchen Su. Knaben Mädchen Su. Knaben Mädchen Su.  
  ev. kath ev. kath s ev. kath ev. kath s ev. kath ev. kath s  
1 15 0 18 0 33 1 2 2 1 6 16 2 20 1 39  
2 10 0 9 0 19 4 0 1 0 5 14 0 10 0 24 63 = I. Klasse
3 26 0 20 0 46 2 3 1 1 7 28 3 21 1 53 53 = II. Klasse
4 13 0 12 0 25 0 0 2 1 3 13 0 14 1 28  
5 7 0 11 0 18 0 1 3 0 4 7 1 14 0 22 50 = III. Klasse
6 13 0 11 0 24 1 2 0 1 4 14 2 11 1 28  
7 2 0 13 0 16 0 0 1 0 1 3 0 14 0 17 45 = IV. Klasse
Su. 87 0 94 0 181 8 8 10 4 30 95 8 104 4 211  

Am 15.Mai übernahm mein Sohn Wilke die dritte Stelle mit Wirkung vom 1.Mai 1948. Siehe Eintragung unter: Schulstelle

Am 6.September 1948 wurde die Schule auf behördliche Anordnung wegen der im Kreise aufgetretenen spinalen Kinderlähmung geschlossen.

Ostern 1949 fand keine Entlassung statt, weil die infrage kommenden Kinder, im Herbst 1941 eingeschult, erst 7,5 Jahre die Schulpflicht erfüllt hatten. Entlassen bzw. widerruflich beurlaubt durch den Schulrat wurden:

1. Wichard Schlachter wegen schwieriger wirtschaftliche Verhältnisse.

2. Moritz Schmidt wegen Überalterung (vor 30.Sept. geboren)

3. Konrad Grimm ?

01.04.1949

Erhebungsbogen für Volksschulen - Stand: 15.Mai 1948

Land: Niedersachsen Reg.- Bez. Aurich
Schulaufsichtsbez. Norden Landkreis Norden
Einwohnerzahl 1946 a) des Schulortes 1264
 

b) des Schulverbandes 1478

Zum Schulverband: Berumbur - Blandorf - Wichte

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I. Allgemeines

1. Bezeichnung: Volksschule Kleinheide

2.

3.

4. - a) jetziger konfessioneller Charackter: Gemeinschaftsschule

4. - b) konf. Char. 30.1.1933 - evang., 1937/38 evang. - 1944/45 evang.

5. Sprachliche Minderheitsschule ? - nein

6. Aufbauzüge ? - nein

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II. Aufbau

A. Schulstellen:

1. Zahl der Schulstellen: drei

2. Davon besetzt: drei

3. Erforderlich (Meßzahl): fünf

B. Klassen

1. Die Schule ist vierklassig

2. Zahl der selbstständigen Klassen:

a) Normalklassen für Jungen und Mädchen = 4. => Insgesamt 4

3. An der Schule wird durchgeführt:

a) Verkürzter Unterricht in 4 Klassen mit 214 Schulkindern.

C. Fremdsprachen

1. -

2. Wahlfreier Unterricht wird erteilt in Englisch vom 6.Schuljahr an. Zahl der Teilnehmer: 14

3. -

D. Kindergarten? nein - Gelegenheit zum Besuch eines Hortes? nein

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III. Schulkinder

Lfd.-Nr. Bezeichnung der Klassen Zahl der Kinder Davon sind Zahl der Wochenstd.
  Klasse Schuljahrgang Jungen Mädchen Zusammen Eva. Ki. Flüchtl.  
1 1 1. und 2. 34 31 65 3 8 14
2 2 3. 33 22 55 2 7 21
3 3 4. und 5. 21 28 49 2 5 26
4 4 6. und 7. 19 26 45 1 3 27
Insges.     107 107 214 8 23 88

B: Schulkinder nach Schülerjahrgängen:

Schülerjahrgang 1 2 3 4 5 6 7 Insgesamt
Jungen 20 14 33 14 7 16 3 107
Mädchen 21 10 22 14 14 12 14 107
Zusammen 41 24 55 28 21 28 17 214

C: Nach Schulbesuchsjahren

Schülerjahrgang 1 2 3 3/4 4/5 5/6 6/7 7/8 Insgesamt
Jungen 11 17 8 18 12 15 16 10 107
Mädchen 18 11 6 11 16 11 16 18 107
Zusammen 29 28 14 29 28 26 32 28 214

Bem. Vom angeg. 4.Schulbesuchsjahr an sind die Kinder wegen der Einschulung im August zurückgerechnet.

In der fünften Klasse wird im Sommerhalbjahr versuchsweise der Schulstand des NWDR eingesetzt.

D: Schulkinder nach Geburtsjahren

Geboren 1942 41 40 39 38 37 36 35 34 Insgesamt
Jungen 8 13 15 18 12 14 16 13 3 107
Mädchen 8 10 15 13 14 8 18 15 6 107
Zusammen 11 23 30 31 26 22 34 28 9 214

E: Schulkinder nach Religionszugehörigkeit

  Ev. Kath. Insgesamt
Jungen 97 10 107
Mädchen 103 4 107
zusammen 200 14 214

F: Zugang und Abgang

a

Ostern 1948 Jungen Mädchen Zusammen
neu aufgenommen 11 18 29

b

Schluß d.J. 47/48 Jungen Mädchen Zusammen
entlassen 8 8 16

c) Bestandsveränderungen

    Jungen Mädchen Zusammen
Bestand 15.5.47 104 97 201
Zunehmend   3 10 13
Bestand 15.5.48 107 107 214

g) Hilfsschule -----------------------------

IV. Schulhaus:

1.Zustand: unbeschädigt, teilweise zweckentfremdet durch sonstige Stellen.

Frühere Zahl der Klassenzimmer------3 Räume

davon ausgefallen:

a) ------------------------------

b) durch zweckfremde Belegung 1 Raum

Z.Zt. in Benutzung für Schulzwecke 2 Räume, mit zusammen 114 Sitzplätzen.

2. ---------------

3. Das Schulhaus ist eingerichtet für Zentralheizung, für elektrische Beleuchtung

4. Turnsaal ist nicht vorhanden

5. Schulküche ist nicht vorhanden

6. Schulgarten ist nicht vorhanden

V. Schuleinrichtungen

1. Lehrmittel sind vorhanden oder unbrauchbar zu 45%, vorhanden 55%

2. Schülerbücherei 1944 = 228 Bände, 1948 = 108 Bände

---Lehrerbücherei 1944 = 82 Bände, 1948 = 29 Bände

3. Eigener Lichtbildapparat ist nicht vorhanden

---Eigene Lichtbildanlage ist nicht vorhanden - Filmapparat vorhanden

4. Betriebsfähiger Rundfunkapparat ist vorhanden

5. Schülerwerkstätten nicht vorhanden

6. Schulspeisung wird nicht durchgeführt

7. Schülerselbstverwaltung besteht nicht

8. Ein Elternrat besteht

VI. Lehrkräfte

Lehrkräfte Hauptamtlich Lehrer bild Anst. Päd. Akad.
  M W Zus.    
i. Beamtenverhaltnis 3 0 3 2 1
i. Angestelltenverh. 0 0 0 0 0
           

Lebensalter: 35 -45 , 45 - 55 , 55 - 65

2.

2a Religionszugehörigkeit

Evangelisch Insgesamt
M W M W Insges.
3 0 3 0 3

2b Nebenamtliche besch. 2

2c Nebenberuflich

Ein Lehrer für Handarbeit (w)

Bem.: Zu IV.c Frl. Buschmann, die hier angegeben unterrichtet außerdem in Holzdorf - Großheide - Leezdorf - Halbemond.

Für den aus dem Dienst scheidenden Hauptlehrer Jan Bloem wurde dessen Sohn Wilke mit der Schulleitung beauftragt. Die frei werdende dritte Stelle wurde durch den Lehrer Rudolf Schulz besetzt. Herr Schulz ist Flüchtling und war vor dem Kriege Lehrer in Delitsch/ Sachsen. Er wohnt in Hage, noch ohne Familie, die sich noch in Delitsch aufhält und fährt tägl. mit dem Rade zum Dienst. Über die Organisation des Schulbetriebes siehe Tabelle, Seite 27.

Vom Kulturministerium angeregt und mit Beginn des neuen Schuljahrs eingerichtet besteht hier jetzt ein Elternrat. Die Elternschaft jeder Klasse hat aus ihrer Mitte drei Vertreter gewählt, für fünf Klassen also 15 Vertreter, die den Elternrat bilden. Durch diese Einrichtung soll das Interesse der Eltern an der Schule neu geweckt werden und aktiviert werden. Die ersten Versammlungen zeigten, daß das Interesse eben da ist, daß aber die Eltern aber erst wieder lernen ist müssen, ihre Meinungen frei sagen zu dürfen. Bereits in den ersten Sitzungen geben sie den Lehrkörper wertvolle Anregungen und Hinweise.

Um die Eltern in tüchtiger Mitarbeit an die Schule heranzuziehen, übernahm der Elternrat die vom Schulleiter angeregte monatliche Sammlung, damit wir für die Schule zusätzlich fehlende Lehrmittel und Mobilatur anschaffen können, die wir auf dem Verwaltungswege nicht bekommen.

Infolge persönlicher Beziehungen und durch geschickt geführte Verhandlungen, in denen sich besonders der seit Ostern 1949 amtierende Lehrer Schulz auszeichnete, gelang es uns, von Herrn Schelten - Petersen Berum dessen gesamte Vogelsammlung für die Schule zum Geschenk zu bekommen.

Das Schloß Nordeck ist in diesem Jahr abgebrannt. Dabei ist diese Vogelsammlung erhalten geblieben. Herr Schelten - Petersen konnte sie aber niergens aufstellen. Das Gymnasium Aurich interessierte sich auch dafür, sie kam aber zuletzt nach Kleinheide. Die Vogelsammlung ist auf den geräumigen Boden der Schule aufgestellt und ist für die Schule eine wesentliche Bereicherung.

Um den Anschluß an die Reformpädagogischen Strömungen nicht zu verlieren, nahmen die Lehrer verschiedentlich an pädagogischen Kursen teil. Der Schulleiter war im Januar und im Juni zu einen Kursus der Junglehrerarbeitsgemeinschaft unter der Leitung von Herrn Rektor van Düllen - Norderney und Herrn Trennis - Theener zugegen. Herr Reinbacher war zu einem Kursus über Naturlehre vom 20. - 24. Juni und Herr Schulz im Mai zu einem Kursus über Reform pädagogik. Alle vier Kurse fanden im Fortbildungsheim Dreibergen statt.

Außerdem war Herr Schulz am 8.Juni nach Leer zu einer heimatkundlichen Tagung. Die Vertretung für diese Zeiten übernahm Hauptlehrer i.R. Jan Bloem bereitwillig.

Seit dem Herbst 1948 wird an der hiesigen Volksschule für die beiden oberen Jahrgänge auch Englischunterricht gegeben.

In der fünften Klasse wird im Sommerhalbjahr versuchsweise der Schulstand des NWDR eingesetzt.

In der Zeit vom 15.Aug. bis zum 15.Sept. hatte die Schule zwei Studenten der Päd. Hochschule Oldenburg, Herr Bruhtmann und Herr Schrader, als Hospitanten an dem Unterricht der hiesigen Lehrer teil, um dann den Unterricht selbst zu übernehmen. Zu diesem Zwecke wurde die IV. Klasse (2. + 3. Schuljahr) geteilt. Herr Bruhtmann übernahm das 2., Herr Schrader das 3.Schuljahr. Ihr Mentor war Herr Diers von der Päd. Hochschule Oldenburg. Die Lehrer der hiesigen Schule nahmen die damit verbundene Störung des Unterrichts gern in Kauf für die neuen Anregungen, die die Studenten mitbrachten.

Am 19.August machte die Schule ihren Jahresausflug nach Logabirum. Ws nahmen unter Führung ihrer Lehrer und der anwesenden Studenten 176 Kinder und 65 Eltern an dieser Fahrt teil. Wir fuhren mit vier Omnibussen zunächst nach Marienhafe, besichtigten dort den Störtebeckerturm und hatten von der Plattform des Turmes einen weiten Blick über den Kreis Norden. Von dort ging es zum Vergenügungspark Logabirum. Dort blieben wir bis 15 Uhr, um dann nach Leer zur Heringsfischerei weiterfuhren. Nach Führung durch die Fischereianlage ging die Fahrt weiter Leerort, wo wir uns die zerstörte Emsbrücke ansahen. Mit der Fähre ging es rüber ins Rheiderland. Auf der Rückfahrt machten wir noch halt am Plytenberg. Über Aurich - Georgsheil fuhren wir zurück und kamen um 20 Uhr wieder bei der Schule an.

Am 16.August waren die Sportwettkämpfe der Schulen Hage, Lütetsburg und Kleinheide auf den Sportplatz in Hage. Von unserer Schule waren Sieger: Hermann Hampel, Hildegard Hampel, und Hinni Schoolmann. Diese drei nahmen an den Kreissportwettkämpfen in Norden teil, auf den Hildegard Hampel mit 62 Punkte Siegerin wurde.

Am 26. machte die 9.Klasse (4.Schuljahr) unter Führung des Klassenlehrers, Herrn Schulz, und der beiden anwesenden Studenten einen Lehrausflug zur Leybucht. Sie fuhren die Strecke Kleinheide - Norden mit den Autobus, die Strecke Norden - Westeel mit den Motorboot.

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Schulwerbesportfest am 11.Sept.1949

Zeitung:Ostfr. Kurier

Das Weihnachtsfest des Jahres 1949 wurde im Saale der Waldkur in Berum am 20.12.1949 gefeiert. Die vorhergehenden Jahre hatten bewiesen, daß bei der großen Kinderzahl die Schulräume für Feiern zu klein sind. Wir wagten es dann, in einem Saal zu gehen, und der Erfolg bewies, daß wir recht gehabt hatten. Alle 210 Kinder konnten auf und neben untergebracht werden, und der große Saal war noch zu klein, um alle Zusammen fassen zu können:

In Anwesenheit des Schulrates und des Schulvorstandes brachten die KInder ihre Darbietungen. Großen Wert hatte ich auf die Darbietung alter geistlicher Weihnachtslieder gelegt.

Durch die Hobelspäne war es uns möglich, den Kindern außer Backwerk, das die Eltern gespendet hatten, noch 200 gar. Butterkeks und 100gr. Schokolade zu geben.

Am 5.September 1950 machte die Schule ihren großen Sommerausflug nach Jeder - Wilhelms - Mühlenteich. In zwei Omnibussen mit Anhänger nahmen 70 Erwachsene und 130 Kinder an der Fahrt teil. Gesamtkosten der Fahrt: 406,10 DM.

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Zeitungsausschnitt: Ostfr. Kurier

Die Sportwettkämpfe der Schulen konnten in diesem Jahr nicht stattfinden, da die Kinderlähmung im Kreis Norden ziemlich verbreitet ist.

Wegen Verletzung des Reichsschulgesetzes mußte der Schulleiter Klage gegen den Arbeiter Martin Gr----- erheben. Seine Tochter Reinke ist im August 1942 eigeschult worden. Martin Gr----- ist der Ansicht, aß sie damit 8 Jahre die Schule besucht habe und hält das Kind nun zu Hause. Das Gericht sprach ihm schuldig und belegte ihm mit einer Strafe von 20 DM. Da das Kind noch nicht zum Unterricht kommt, ist eine neue Klage gegen ihm erhoben worden.

Am 15.März 1959 wurden im großen Saal des "Jägerhofes" in Berum unter starker Beteiligung der Elternschaft 15 Kinder 5 Jungen und 10 Mädchen entlassen.

Raum für den Inhalt von class "EFeier"Entlassungsfeier

Schulentlassungsfeier: 1959, Ostfr. Kurier

 

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