S c h u l c h r o n i k

 

für

 

die Schule zu Kleinheide

 

 

 

Parochie: Hage

 

Inspektion: Nesse

 

 

Schulchronik für die Schule zu Kleinheide , auf Anordnung hochlöblicher königlicher Regierung zu Aurich laut Anschreibens vom 19. Feb.1887 angelegt. Im laufe des Jahres1887 durch den Lehrer Johannes Gerhard Buschmann.

 

 

Den Inhalt der Chronik bilden

I. Der Schulort und die Schulgemeinde

II. Die Schule

III. Die Schulstelle

IV. Der Schulbetrieb

 

 

Hinter jedem dieser Hauptabschnitte ist eine Anzahl Blätter zu späteren halbjährigen Nachträgen freigelassen.

 

 

 

I. Der Schulort und die Schulgemeinde

 

Der Schulort Kleinheide ist ein Teil der Schulgemeinde Kleinheide, zu welcher Wichte, Blandorf, der größte Teil von Kleinheide, ein Teil von Berumbur, einige Häuser von Holzdorf, der Platz "Lotjeshausen" und ein Haus in der Wichter Hammerich - früher Dr. Peterssens Ziegelei - gehören.

Die Schulgemeinde liegt im Regionsbezirk Aurich, im Kreise Norden, gehört zur III. luth. Inspektion, zur Kirchengemeinde Hage, nördlich an West.- und Ostdorf, östlich an Westerende und Großheide, südlich an Westerende und Großheide, südlich an Ostermoordorf und Hage.

An ihr haben wir drei politische Gemeinden teil. Wichte - Blandorf bildet eine politische Gemeinde für sich, Lottjeshausen gehört zu Westdorf; was von Kleinheide, von Berumbur, von zur Schulgemeinde Kleinheide gehört, gehört zur politischen Gemeinde Berumbur. Die Schulgemeinde Kleinheide bildet in ihrer jetzigen Gestalt eine Erweiterung der früheren Schulgemeinde Wichte - Blandorf. Über ihre Entstehung, ihre Gründung kann ich nur mündlich erhaltenen Überlieferungen berichten. Zwar wird erzählt, früher sei eine Chronik über hiesige Gegend und Umgegend in privatbesitz vorhanden gewesen, daß Buch sei jedoch bei einem Brande zerstört worden. Vielleicht stützen sich die hierorts durch den Volksmund überlieferten Sagen auf ihre Chronik.

Von Interesse ist zunächst die Sage, auf den "Bierland", westlich von Wichte, südlich der Landstraße, wo sich zur Zeit ein Gehölz befindet, habe in vorreformatorischer Zeit ein Beichtstuhl gestanden. Von Arle woh die älteste Kirchengemeinde der Umgegend - seine Priester, Prediger dorthin gekommen um Beichten abzunehmen. Damit in Verbindung bringt man die Verpflichtung, daß von größeren Besitzungen zu Wichte - Blandorf und Kleinheide noch jetzt an die Pfarrung in Arle "mehr ligefälle"bestehend in Kornlieferungen, zu leisten sind.

Eine andere Sage berichtet, in früherer Zeit hätte zwischen Hage und Arle zwei Häuptlingsburgen gestanden, eine da wo Wichte, die andere, wo Blandorf liegt. Als Reste von dieser werden noch jetzt Teile von Grundmauern in Blandorf angesehen. Die Burg Wichte habe den Namen "Poggenburg" gehabt. Auch diese ist nicht mehr. An der Stätte steht ein nach gewöhnlichen Stil gebautes Haus, daß auch jetzt noch den Namen "Poggenburg" hat. Südseits desselben befindet sich noch ein sehr tiefer und breiter Graben oder Weiher.

 

  Fläche in ha Hinrichs Burmann Grendel Blumenfeld Blum Holling

Joh. Goldenstein

Warfsmann

A.Schollmann

G.Schollmann

Däkena Fischer Feldmann
I. Ackerland 12,09 7,64 5,57 8,36 2,03 1,56 1,33 0,84 0,45 0,66 0,33 0,52 0,58
II. Garten 0,20 0,50 0,20 0,55 0,12 0,09 0,19 0,06 0,09 0,03 0,19 0,10 0,12
V. Wiesen 3,00 2,44 3,10 0,50 1,00 2,18 0,20 0,30 0,56 0,00 0,00 0,00 0,10
VI. Weiden 9,72 3,23 4,51 3,00 1,28 0,22 0,73 0,54 0,00 0,50 0,30 0,20 0,22
XII. Hof. - Gebäude 0,15 0,15 0,10 0,71 0,36 0,10 0,17 0,15 0,20 0,15 0,18 0,15 0,20
  Ganze Größe 25,14 13,96 13,48 13,12 4,94 4,15 2,62 1,89 1,30 1,34 1,00 0,97 1,28
  Das Ackerland trägt                          
1 Winterrogen 3,00 2,24 1,80 2,14 0,62 0,40 0,21 0,30 0,15 0,18 0,18 0,18 0,10
8 Hafer, Sommergerste 3,85 2,40 2,10 0,30 0,40 0,55 0,25 0,00 0,15 0,27 0,00 0,00 0,00
10 Mengetreide 3,76 0,00 0,00 2,90 0,00 0,25 0,54 0,21 0,00 0,00 0,00 0,16 0,90
21 Hülsengemenge 0,00 0,00 0,00 0,00 0,25 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00
23 Fruehkartoffeln 0,10 0,20 0,00 1,30 0,00 0,18 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00
24 Spätkartoffeln 0,55 0,56 0,45 0,45 0,18 0,18 0,00 0,20 0,15 0,21 0,10 0,18 0,18
26 Futterrüben 0,00 0,56 0,00 0,00 0,18 0,00 0,00 0,13 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00
27 Kohlrüben 0,56 0,28 0,40 0,40 0,00 0,20 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00
29 Futterkohl 0,25 0,56 0,15 0,15 0,20 0,20 0,00 0,00 0,00 0,00 0,05 0,00 0,00
31 Gemüse 0,00 0,28 0,00 0,20 0,20 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00
40 Gras 0,00 0,56 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00
16 Ackerbohnen 0,00 0,00 0,00 0,46 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00

 

Dem strengen Winter 1946/47 folgte bis jetzt (Juli) ein ungewöhnlich heißer, trockner Sommer. Temperaturen bis 35 Grad C. Heuernte quantitativ gering, qualitativ prima. Korn, Kartoffel steht gut, die Kohl.- Rübenpflanzen gehen nicht an.

Das Torfgraben nahm alle Kräfte in Anspruch. Fuer die Schulen sollte Berumbur graben, Blandorf fahren. Für Geld fanden sich keine Gräber. Es wird gefordert für 1 Schlag = eine Reihe von 11,00 m = etwa 0,5 Fuder wird fürs Graben allein 250,00 RM gefordert. Jetzt haben die Lehrer Korn bebettelt um dafür graben zu lassen. Es kam rd. 6 Zentner zusammen. Dafür zusätzlich 120 RM übernahm Buß - Holzdorf das Graben. Am 2. Mai war ich zum erstenmal zum Moor. Südlich des Stanfelderwegs - nahe des Ewigen Meeres war der Gemeinde Berumbur ein Stück Moor zum Anschnitt zugewiesen.

Jeder Bewerber - also auch die Schule - erhielt 5 m zugemessen. Infolge oben genannten Schwierigkeiten wurde aber erst in der 3 Juliwoche gegraben. In den Sommerferien -06. August- war ich mit etwa 20 Kindern zum Moor um den Torf zu stucken - Auto Büscher. Alle oder fast alle anderen waren mit dem Torfstuken schon fertig. Bald kam das Gerücht auf, ich haette mich versehen und fremden Torf aufbereitet und der Schultorf liege noch so wie er gegraben sei. Deswegen fuhr ich am 30. August hin - konnte aber keinen Fehler finden. Weil aber F. Müller behauptete, ich hätte seinen Torf aufgearbeitet, und Uphoff behauptete er hätte den unaufgearbeiteten Torf noch liegen sehen, fuhr ich am Sonntag, den 31. August mit dem Gräber Buß noch wieder zum Moor. Wir stellten fest, daß ich den richtigen Torf bearbeitet habe. Höchstens könnte es sei, daß wir etwas Torf des Anliegers Müller mit bearbeitet hatten, oder was wahrscheinlicher sei, Müller eine Reihe von unserem Torf als den seinigen beansprucht. Da die Lage wohl nicht geklärt werden konnte, gab ich mich zufrieden. Am 27. August war ich mit den Kindern zum zweiten mal zum Trocknen gewesen. Diesmal hatte ich auch meine Frau und mein Mädchen mit.

Am 16. September war ich wieder mit den Kindern und Männern zum Moor um den Torf vom Stich an den Weg zu karren, da die Blandorfer Bauern ihn dort am nächsten Tag abfahren wollten - aber es wurde nichts daraus. Deswegen am 20. August zu Harms und Baumann. Baumann sagt, daß der Plan, den Torf mit dem Gespann zu holen fallen gelassen sei und das Büscher von ihm beauftragt sei am Dienstag, den 23. September, den Torf mit seinem LKW zu holen.- Am Dienstagmorgen standen wir bereit, mitzufahren zum Aufladen, aber in der Nacht hatte es geregnet und Büscher erklärt, nicht fahren zu können. Auch am 3. Oktober konnte er nicht fahren. Am 4. Oktober zu Baumann - am 6. Oktober zu Wäcken am 9. Oktober wird gefahren. Bislang hatte Kollege de Vries Holzdorf sich um die ganze Torfaktion noch nicht gekümmert. Jetzt wo es ums Holen ging war er da. Es sind schätzungsweise 5 Wagen voll vorhanden.

Ich verteilte: Kleinheide 3 Wagen, Holzdorf 2 Wagen.

Nach meiner Meinung sehr entgegenkommend, den verhältnissen verteilt.

  Räume Lehrer Schüler Stunden  
Kleinheide 2 3 210 96  
Holzdorf 1 1 60 30  

Also in jeder Hinsicht 3:1 sodaß verteilt sein müßte Kleinheide 3 3/4 Fuder. Holzdorf 1 1/4 Fuder, ich ihm also 3/4 Fuder schenkte. Trotzdem geht er hoch und fühlt sich benachteiligt... Der Weg war wirklich noch schlecht schon mit leeren Wagen gerieten wir fest. Deswegen nahm Büscher die Heimfahrt über Münkeboe, Berumerfehn.

Mit der ersten Fuhre fuhr de Vries nach Hause und überließ seine Schulkinder sich selbst. Der Umweg brachte es mit sich, daß wir statt der geplanten 3 Fahrten nur zwei machen konnten. Kaum 1km von der Aufladestelle entfernt, gerieten wir mit der zweiten Ladung fest, da die rechte Radspur versackte bis der Wagenbogen an Grund stand und den Wagen noch gerade vorm Kippen auffing. Wir gruben und richteten mit der Winde mit der Winde den Wagen soweit, daß er etwas frei kam und nicht weiter sackte. Nach etwa 1/2 Stunde kam ein schwerer Bulldog vorbei, der uns aus den Loch herausschleppte. Währenddessen war es 18 Uhr geworden und ein dichter Nebel braute aus den Moor. Ohne Licht konnte man wenig - mit Licht garnichts sehen. Nur wo kein Nebel war, fuhren wir mit Licht - und sind auch ohne Unglück nach Hause gekommen. Am nächsten Nachmittag sollte um 12 Uhr wieder gefahren werden. Der Wagen mußte aber zur Reparatur und die Sache wurde auf den übernächsten Tag verschoben. Und endlich wurde am Sonnabend, den 11. Oktober auch der letzte Wagen Torf angefahren.

Am 25. September 1949 besuchte mich Kollege Becker - Westerende und teilt mir mit, daß Kleinheide nach den Herbstferien Zuwachs erwarten dürfe.... Von den Blandorfer Kinder besuchen seit etwa 1925 einige Kinder die Schule Westerende. Zuerst haben die Kinder Fremdenschulgeld bezahlt - in der Nazizeit nicht mehr. Im Zusammenbruch hat Blandorf die dortigen Baracken mit Flüchtlingen belegt, sodaß die Schule Westerende mit 28 Kindern der Gemeinde Blandorf belastet ist. Die will Westerende nun abschreiben. Es erhebt sich die Frage: Wie ist die Rechtslage. Auf einer Anfrage bei der Schulaufsichtsbehörde erfolgt keine Antwort.

Gelegentlich der Anwesenheit der Herrn Schulrates auf einer Konferenz in Hage interpelliert ich deswegen.???

Am 23. Oktober Sitzung der Gemeindevertreter Blandorf und Westerende. Westerende ist gewillt, die Kinder zu behalten, wenn dafuer wieder gezahlt wird. Von den Blandorfer Kindern besuchen 9 die Schule Kleinheide - 28 die Schule Westerende. Verhältnis 1:3. Westerende verlangt nun auch die Verteilung der Stellenbeiträge im gleichen Verhältnis.

Blandorf trägt zu den Schullasten des Gesamtschulverbandes bei 494,20 RM. Also würden fortan nach Berumbur. Kleinheide noch 123,55 RM und nach Westerende noch 370,65 RM fließen. Da ich das nicht auf meine Kappe nehmen will, behalte ich mir die Befragung der Gemeindevertretung Berumbur vor und berufe eine Sitzung auf den 28. Oktober ein.

Diese Versammlung beschließt mein Vorschlag zuzustimmen. Die Niederschrift wird den Bürgermeister Meinte von Westerende zugesandt mit der Bitte um Unterfertigung und Einreichung an die Schulaufsichtsbehörde um Genehmigung. Sehr zu meinen Befremden stellt nun Westerende eine erhöhte Forderung auf rund 1500 RM, mit den Bemerken, daß wenn wohl angenommen, die Kinder am 24. November in Kleinheide erscheinen würden.

Am 24. November war ich in Norden auf dem Schulamt und bitte, da eine Vereinbarung nicht zustande gekommen ist, um Festsetzung des Gastschulverhältnisses von dort aus. Der Schulort ist nicht im Bilde und verlangt eine eingehende schriftliche Darstellung der Lage - Erfolgt am 25.November.

Am 26. November beruft Bürgermeister Meints eine erneute Versammlung ein auf den 27. November - "Der Schulrat wird anwesend sein".

In dieser Versammlung wird nach vielen Hin und Her, bei dem Grobheiten und Liebenswürdigkeit nicht fehlten endlich Folgendes vereinbart.

1) Die Kinder bleiben in Westerende

2) Blandorf zahlt ab 1.April 1946 nichts mehr gemäß den Satz von 9 Kindern sondern von 39 Kindern.

3) Von diesen Gelde erhält Berumbur 9/37 und Weterende 28/37.

Der Schulverband erhebt eine Umlage von 5900,00 RM, die sich zur Hälfte nach dem Steuersatz und zur Hälfte nach der Kinderzahlverteilen.

Nach der Steuer zahlt Berumbur 86,23 % von 2850 RM = 2451,50 RM  
Nach der Kinderzahl 269 Kinder 87,01 %   = 2505,44 RM  
    Gesamt = 4956,94 RM  

 

Nach der Steuer zahlt Blandorf Wichte 13,77 % von 2850 RM = 392,45 RM  
Nach der Kinderzahl 37 Kinder 12,09 %   = 344,56 RM  
    Gesamt = 737,01 RM  

Von diesen 733,01 RM erhält:

Berumbur 179,25 RM bislang 494,17 RM. Ist ein Minus 314,92 RM.

Westerende 557,76 RM bisher 0,00 RM.

Blandorf zahlt nun 737,01 statt 494,17 RM. Ist ein Plus von 242,84 RM.